Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Brunnow“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 521
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Brunnow. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 521. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Brunnow (Version vom 15.02.2023)

[521] Brunnow, Philipp, Graf von, russ. Diplomat, geb. 31. Aug. 1797 zu Dresden, studierte von 1815 bis 1818 in Leipzig Jurisprudenz und Staatswissenschaften und trat dann in den russischen Staatsdienst. Nachdem er bei mehreren Gesandtschaften und in der nächsten Umgebung Nesselrodes verwendet worden, auch dem Feldzug gegen die Türken 1828 und 1829 als Zivilkommissar beigewohnt hatte, wurde er 1839 Gesandter in Stuttgart und 1840 Botschafter in London. Hier kam unter seiner besondern Mitwirkung der Vertrag vom 15. Juli 1840 zu stande, in welchem sich Rußland, Österreich, Preußen und England mit Ausschließung Frankreichs zur Friedensstiftung im Orient einigten. Sein Werk vornehmlich war auch das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852, durch welches die Interessen Rußlands und Englands im Norden Europas solidarisch verbunden werden sollten. Infolge der orientalischen Verwickelungen 1854 abberufen, ward er im Oktober 1855 zum russischen Gesandten am Bundestag zu Frankfurt ernannt. Der Thronwechsel in Rußland führte B. auf den Schauplatz der großen diplomatischen Thätigkeit zurück. Im Verein mit dem Grafen Orlow vertrat er Rußland auf dem Friedenskongreß zu Paris von 1856, ging dann 1857 als Gesandter nach Berlin, kehrte aber im März 1858 in gleicher Eigenschaft nach London zurück und ward 19. Dez. 1860 zum Rang eines Botschafters erhoben. Es gelang ihm indessen nicht, das alte gute Einvernehmen zwischen Rußland und England herzustellen; namentlich 1863 während der Verhandlungen über Polen hatte er einen harten Stand. Mehr Sympathien bei dem englischen Volk fand er als Vertreter Rußlands bei den Konferenzen, welche 1864 wegen Schleswig-Holsteins stattfanden, und wo er mit großem Eifer, obwohl vergeblich, das dänische Interesse verfocht. Auch wohnte er wegen der luxemburgischen Angelegenheiten dem Londoner Kongreß von 1867 bei. Im Juni 1870 ging er als Botschafter nach Paris, wurde aber im Februar 1871 in gleicher Eigenschaft abermals in London akkreditiert und wohnte hier der Pontuskonferenz bei. Er wurde 1871 in den Grafenstand erhoben. Im Juli 1874 zog er sich wegen hohen Alters von seinem Botschafterposten zurück und starb 12. April 1875 in Darmstadt.