Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bronté“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 459
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Bronté. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 459. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bront%C3%A9 (Version vom 11.04.2021)

[459] Bronté, Charlotte, engl. Romanschriftstellerin, geb. 21. April 1816 zu Hartshead in Yorkshire, wo ihr Vater Prediger war, erhielt einen Teil ihrer Schulbildung (1824 und 1825) in Cowans Bridge unweit Leeds, schrieb schon im 13. Jahr Erzählungen und Gedichte, besuchte 1831 und 1832 das Institut Roe Head bei Heckmondwike in Yorkshire und war 1835–1838 selbst Lehrerin an dieser Anstalt. Nachdem sie 1839–41 eine Gouvernantenstelle bekleidet, weilte sie 1842–44 in Brüssel, wo sie eine Anstellung als Lehrerin der englischen Sprache erhielt. Müde dieses Berufs, kehrte sie heim und trat zugleich mit ihren Schwestern Emily und Anna als Schriftstellerin hervor. Sie wählten Namen, welche ihr Geschlecht verbargen, ohne geradezu männlich zu sein. Charlotte, die bedeutendste, nannte sich Currer Bell, Emily (geb. 1819, gest. 1848) Ellis Bell und Anna (geb. 1822, gest. 1849) Acton Bell. Gemeinschaftlich gaben die drei Schwestern „Poems“ heraus (1846). Der erste Roman Charlottes, „Jane Eyre“ (1847), der ihre Jugendjahre widerspiegelt, erregte durch Schärfe der Charakteristik und sinnige Auffassung des realen Lebens großes Aufsehen und wurde bald auch in Übersetzungen über den Kontinent verbreitet; Charlotte Birch-Pfeiffer bearbeitete ihn unter dem Titel: „Die Waise von Lowood“ für die Bühne. Nachdem B. innerhalb eines Jahrs ihre Schwestern verloren, schrieb sie ihren zweiten Roman: „Shirley“ (1849), der unter ihren Werken mit Recht den meisten Beifall gefunden hat, indem sich in ihm in lebendigerer Sprache eine mannigfaltigere Welt als in den andern darstellt und die Schilderungen des Provinziallebens und der Arbeiterbevölkerung in der Zeit der Kontinentalsperre selbst kulturgeschichtliches Interesse haben. Nunmehr bekannte sie sich öffentlich zu ihrem wahren Namen. Sie gab dann Romane ihrer verstorbenen Schwestern mit einer Auswahl ihres litterarischen Nachlasses und biographischen Notizen heraus („Wuthering heights and Agnes Gray etc.“, 1850, 3 Bde.). Ihr dritter Roman: „Villette“ (1852), der ihre Erfahrungen in Brüssel wiedergibt, ist nur im Detail gelungen, als Ganzes weniger befriedigend. Obgleich seit früher Jugend kränklich, verheiratete sie sich doch noch 1854 mit Arthur Bell Nicholls, dem Hilfsprediger ihres Vaters, starb indes schon 1. April 1855 im väterlichen Haus zu Haworth. Nach ihrem Tod erschien noch ihre frühste Novelle: „The Professor“ (1857). In England zählt man Currer Bell zu Thackerays Schule; sie selbst verehrte in diesem Romandichter ihren Meister. Ihre auch wiederholt ins Deutsche übersetzten Werke erschienen gesammelt in 7 Bänden (1872–73). Vgl. Mrs. Gaskell, Life of Charlotte B. (Lond. 1857, 2 Bde.); Reid, Ch. B. (Lond. 1877); Swinburne, Note on Ch. B. (das. 1877); P. Bayne, Two great Englishwomen: Mrs. Browning and Mrs. B. (das. 1880).