MKL1888:Britisch-Sambesia

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Britisch-Sambesia“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 127128
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Britisch-Sambesia. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 127–128. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Britisch-Sambesia (Version vom 03.08.2023)

[127] Britisch-Sambesia, Name für das große, in den letzten Jahren von England unter seine Schutzherrschaft gestellte Gebiet, begrenzt im S. von der Südafrikanischen Republik und Britisch-Betschuanenland, im W. von Deutsch-Südwestafrika, im N. vom englischen Nyassaland, gegen das der Sambesi die Grenze bildet, und von Portugiesisch-Ostafrika, das auch den O. begrenzt, 1,604,480 qkm (29,139 QM.) groß, welches die Länder der Matabele, Maschona, Makalaka, Maniku und Nordbetschuanen umfaßt. Der wichtigste Teil des Protektorats ist Matabeleland, dessen Häuptling Lo Vengula 25. April 1888 mit dem britischen Kommissar Moffat für die Britisch-Südafrikanische Gesellschaft in seiner Residenz Gubuluwajo (s. d.) einen Schutzvertrag abschloß. Das Land wird von einer von SW. nach NO. streichenden Hügelkette durchzogen, im südwestlichen Teile Moteppoberge, im breitern nordöstlichen Teile Isimunteberge genannt, von welcher nach S. der Schascha mit dem Schoschoni, der Bubi und Nuanetsi zum Limpopo sowie die Quellflüsse des Sabi abfließen, während vom Nordabhang Guay mit Tschengani, der aus zahlreichen Quellflüssen entstehende Sanjati und der Ganjana zum Sambesi ziehen. Ganz Matabeleland zerfällt in drei klimatisch u. pflanzengeographisch scharf geschiedene Regionen. Die Hochflächen und Abhänge der genannten Scheidekette sind wohl bewässert, fruchtbar, reich an Mineralien und eignen sich trefflich sowohl für Weizenbau als für Rindviehzucht, sind dabei gesund und durchaus europäischen Konstitutionen zusagend. Das an das Bergland sich im S., SO., SW. u. NO. anschließende Gebiet mit Maschonaland und dem von den Makalaka bewohnten Hügelland enthält lauter gut bewässerte Gegenden, in deren fruchtbaren Thälern Raum für die Kultur von Reis, Zucker und Baumwolle ist, während die Hügel reich an Mineralien sind. Die dritte Region endlich bilden die niedrigen, mit dichtem Buschwerk bedeckten und schlecht bewässerten Striche zum Limpopo nach S. und zum Sambesi nach N. hin. Während die erste Region vorzügliche Viehweiden abgibt, ist die dritte durch die Tsetsefliege für Viehzucht unmöglich, dafür aber reich an Wild. Das Klima ist außer in den höchstgelegenen Gegenden für Europäer unzuträglich; das Fieber befällt sogar die Eingebornen. Während von November bis Ende Januar der Regen in Strömen herabstürzt, ist der übrige Teil des Jahres regenlos und die Bevölkerung dann auf die Flüsse angewiesen, die aber zahlreich sind und stets Wasser führen. September und Oktober sind die heißesten Monate. Die Wälder sind von bedeutendem Umfang und enthalten wertvolle Holzarten. Die Eingebornen bauen Kafferkorn, Mais, Erdnüsse, Bohnen, süße und gewöhnliche Kartoffeln, Gurken u. a. und halten große, bis 4000 Stück zählende Rinderherden sowie Ziegen u. Schafe. Obschon die einheimische Tierwelt noch ziemlich reich ist, sind doch die großen Säugetiere verschwunden, doch hält König Lo Bengula in einer besonders reservierten Gegend noch 200 Elefanten.

Das Land erscheint außerordentlich reich an Gold. Nachdem König Lo Bengula der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft das bisher beharrlich verweigerte Recht zugestanden hatte, nach Gold zu graben, wurde von dieser durch 180 ausgesuchte Leute eine Straße vom Macloutsefluß nahe der Südwestgrenze durch das Makalakaland, 250 km südöstlich [128] von Gubuluwajo, dann nordwärts durch Banyailand in die Thäler zwischen den Isimuntebergen und den Madschabihügeln zum Umsulifluß und von da in nordwestlicher Richtung nach Mount Hampden (17°40′ südl. Br. und 31°20′ östl. L. v. Gr.) angelegt, wo in der Nähe der Quellen des Makubisi, eines Nebenflusses des Ganjana, das Hauptquartier der Gesellschaft errichtet wurde. Die vornehmsten Goldgruben sind jetzt die an der Vereinigung der Flüsse Simbo und Umsuli; andre Goldfelder befinden sich an den Ufern der Flüsse Sabakwe, Morose, eines Nebenflusses des Masu, und des Umswasi, wo man überall auf alte Goldgruben traf. Die Gesellschaft, welche bereits die nach ihrer Vollendung von der Regierung der Kapkolonie übernommene Eisenbahn Kimberley-Vrijburg erbaut hat, setzt diese jetzt nach dem 150 km nördlicher liegenden Mafeking fort und beabsichtigt, auch im Matabele- und Maschonaland Schienenwege anzulegen. Auch ist bereits von Mafeking aus ein 600 km umfassendes Telegraphennetz fertig gestellt. Doch erscheint als der natürliche Hafen für das Gebiet die Masanganibucht nördlich von Sofala, in welche der auf 110 km vom Meere aus schiffbare Pungwe mündet, wodurch der Verkehr auf der 400 km betragenden Entfernung der Goldfelder von der Küste eine erhebliche Erleichterung erfahren würde. Die Gesellschaft, an deren Spitze die Herzöge von Abercorn und Fife stehen, unterhält eine berittene Polizeitruppe von 300 Mann und verfügt über ein Kapital von 1 Mill. Pfd. Sterl. Der Freibrief, welchen die Gesellschaft 1889 von der englischen Regierung erhielt, erteilt ihr volle Selbständigkeit der Verwaltung und der politischen Thätigkeit den eingebornen Fürsten gegenüber, jedoch unter Kontrolle der englischen Regierung. Die Gesellschaft hat bereits eigne Postwertzeichen und Steuerstempel im Werte von 1 Schilling bis 10 Pfd. Sterl. anfertigen lassen. Die vornehmsten Handelsplätze sind Gubuluwajo, Tati, Emhlangen, Umbanjin, Hopefountain, Happy Valley und Inschangana. Außer Mount Hampden, wo ein politischer Agent und ein Ziviladministrator stationiert sind, hat die Gesellschaft eine zweite Hauptstation am Macloutse, und an der Straße zwischen diesen beiden Plätzen sind vier Forts (Toli, Victoria, Charter und Salisbury) errichtet. Durch ihre nach andern Gegenden ausgesandten Expeditionen hat die Gesellschaft bereits mehrere Konzessionen erlangt, darunter als wichtigste einen Vertrag mit dem Reiche der Varotse oder Mambunda. Englische Missionsstationen sind in Tati, Gubuluwajo und Inyati errichtet worden.