Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Brevier“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 414
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Brevier. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 414. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Brevier (Version vom 15.05.2021)

[414] Brevier (Breviarium Romanum s. liturgicum), das gesetzliche Andachtsbuch der römisch-katholischen Geistlichkeit bei den vorgeschriebenen Gebetstunden (s. Chordienst und Horasingen). Die von Gregor VII. 1074 für die römische Kirche vorgeschriebene Zusammenstellung von Gebeten und Formularen wurde später mannigfach umgearbeitet, von Pius V. 1568 allgemein eingeführt und unter Clemens VIII. 1602 und Urban VIII. 1632 weiter verbessert. Jetzt hat es beinahe alle andern Breviere (verschiedener Mönchsorden, Bistümer etc.) verdrängt. Seinen Inhalt bildet eine Sammlung von Gebetformeln, Hymnen, Responsorien, Antiphonien, Abschnitten aus der Bibel, aus den Kirchenvätern und Heiligengeschichten. Das Ganze zerfällt in vier Teile: Hiemalis, Vernalis, Aestivalis und Auctumnalis, und in vier Hauptabteilungen: Psalterium, Proprium de tempore, Proprium de Sanctis, Commune Sanctorum. Nach den päpstlichen Verordnungen und den Aussprüchen der Konzile des 15. und 16. Jahrh. ist jeder, der die höhern Weihen empfangen hat, jeder Pfründner etc. zum Gebrauch des Breviers verpflichtet und die Übergehung eines der acht Stücke, aus welchen die tägliche Andacht besteht, eine Todsünde. Auf seine Verbesserung hat das vatikanische Konzil angetragen. Nach der Revision unter Urban VIII. wurde die Ausgabe des „Breviarium Romanum“ in der Plantinschen Druckerei zu Antwerpen 1675 veranstaltet; seitdem ist dasselbe unendlich oft gedruckt worden (in Deutschland zuletzt Regensb. 1866, 4 Tle.; Kempten 1879).

Brevier (spr. briwihr), in den engl. Buchdruckereien der Name einer Schrift, welche mit der in Deutschland als Petit bezeichneten, 8 typographische Punkte haltenden ziemlich genau übereinstimmt. Sie erhielt ihren Namen von dem Umstand, daß sie zuerst zum Druck der römischen Breviarien (s. Breviarium) und zwar von dem Antwerpener Buchdrucker Plantin (s. d.) benutzt wurde. Gegenwärtig bildet sie eine der Hauptschriftgattungen der englischen Zeitungen.