Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Braunstein“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 368
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Braunstein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 368. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Braunstein (Version vom 16.06.2021)

[368] Braunstein (Weichmanganerz, Pyrolusit, Graubraunsteinerz, Glasmacherseife), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, findet sich in rhombischen, gewöhnlich kurz säulenförmigen, vertikal gestreiften, bisweilen in viele einzelne Spitzen zerfaserten, auch in spießigen, selbst tafelförmigen Kristallen, meist derb und eingesprengt, auch in traubigen, nierenförmigen, stauden- und knospenförmigen Aggregaten von radialstängeliger und faseriger Zusammensetzung und in verworrenen, faserigen, dichten und erdigen Varietäten. Der B. ist dunkel stahlgrau bis licht eisenschwarz, von schwarzem Strich, abfärbend, mit halbmetallischem oder seidenartigem Glanz, wenig spröde bis mild, Härte 2–2,5, spez. Gew. 4,7–5; er besteht aus Mangansuperoxyd MnO2 mit 63,22 Mangan und 36,78 Sauerstoff, enthält in der Regel geringe Mengen von Baryt, Kieselerde und Wasser, nicht selten auch Nickel, Kobalt, Thallium, Vanadin. Der B. ist in sehr vielen Fällen ein Umwandlungsprodukt des Manganits, welches seinen Wassergehalt gegen Sauerstoff umtauscht, und oft findet man Manganitkristalle außen oder unten in Pyrolusit umgewandelt, während sie innen oder am freien Ende noch wasserhaltig sind und einen braunen Strich geben, wie der Manganit. B. findet sich ziemlich häufig mit andern Mangan- und mit Eisenerzen in Gängen und Lagern von oft bedeutender Mächtigkeit in verschiedenen Formationen bei Elgersburg und Ilmenau in Thüringen, in Devonshire, in der Provinz Huelva in Spanien, in Neuseeland, Neuschottland, Virginia etc. Dies Mineral ist der Hauptbestandteil oder die edelste Sorte des Braunsteins des Handels, welcher meist ein Gemisch mit andern Manganerzen (wie Braunit [Hartmanganerz], Manganit [Braunmanganerz, Glanzmangan], Hausmannit [Schwarzmanganerz], Psilomelan und Wad) oder mit Gangart darstellt. Der B. dient zur Bereitung von Sauerstoffgas, indem er beim Erhitzen einen Teil seines Sauerstoffs abgibt, zur Darstellung von Chlor und unterchlorigsauren Salzen, zur Gewinnung von Brom und Jod, zum Entgolden der goldhaltigen Kiese, zum Entfärben des Glases (daher Glasmacherseife, Pyrolusit), indem die violette Farbe, welche er dem Glas erteilt, die grüne Farbe des Eisenoxyduls, womit der Glassatz in der Regel verunreinigt ist, verdeckt; durch höhern Manganzusatz wird das Glas schön violett gefärbt. B. dient ferner in der Glas- und Emailmalerei, zur braunen Töpferglasur, zum Färben des feinern Steinguts und der Seife, beim Eisenpuddeln, in der Färberei und Zeugdruckerei, zur Erzeugung von Bisterbraun, zur Darstellung von übermangansaurem Kali, fein geschlämmt als Zusatz zu Zündholz- und Feuerwerksmassen. Der Wert des Braunsteins für die Chlorbereitung ist abhängig von der Quantität Sauerstoff, welche er mehr enthält als Manganoxydul MnO, weil nur dieser mit Salzsäure Chlor zu entwickeln vermag. Man gibt die Beschaffenheit des Braunsteins in Prozenten von Mangansuperoxyd an und versteht also unter 60- oder 70proz. B. einen solchen, von welchem 100 Teile so viel Chlor entwickeln wie 60, resp. 70 Teile reines Mangansuperoxyd. Von den übrigen Verunreinigungen des Braunsteins kommen namentlich diejenigen in Betracht, welche Salzsäure absorbieren, und besonders schädlich sind für die Chlorkalkfabrikation die Kohlensäuresalze, weil diese mit der Salzsäure Kohlensäure entwickeln. Bei der Wertbestimmung des Braunsteins trocknet man ihn bei 100° zur Ermittelung des Feuchtigkeitsgehalts und bestimmt den Mangansuperoxydgehalt auf verschiedene Weise. Man übergießt z. B. den fein gepulverten B. mit oxalsaurem Kali und Schwefelsäure und erwärmt, wobei der entwickelte Sauerstoff die Oxalsäure zu Kohlensäure oxydiert. Letztere entweicht, nachdem sie vorher durch konzentrierte Schwefelsäure getrocknet worden, und aus dem Gewichtsverlust des Apparats kann mithin der Gehalt des Braunsteins berechnet werden. Oder man löst den Braunstein in Gegenwart einer bestimmten Menge von schwefelsaurem Eisenoxydul in Schwefelsäure, wobei der frei werdende Sauerstoff das Eisenoxydulsalz oxydiert, und bestimmt dann maßanalytisch, wieviel von dem letztern unoxydiert geblieben ist. Vgl. Zerrenner, Die B.- und Manganerzbergbaue in Deutschland, Frankreich und Spanien (Freiberg 1861).