MKL1888:Brüder des gemeinsamen Lebens oder vom guten Willen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Brüder des gemeinsamen Lebens oder vom guten Willen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 503
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Brüder des gemeinsamen Lebens oder vom guten Willen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 503. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Br%C3%BCder_des_gemeinsamen_Lebens_oder_vom_guten_Willen (Version vom 23.03.2023)

[503] Brüder des gemeinsamen Lebens oder vom guten Willen (Fratres vitae communis oder bonae voluntatis, Kollatienbrüder), eine freie christliche Genossenschaft, gestiftet von Gerhard Groot (s. d.) zu Deventer, welche in dem Zusammenleben, in der Gemeinschaft des Erwerbs, der Arbeit und der Erbauung eine wahre Brudergemeinschaft darzustellen suchte. Die B., weiter ausgebildet durch Florentius Radewin (gest. 1400) und Gerhard Zerbolt (geb. 1367), breiteten sich in den Niederlanden und in Norddeutschland aus; unter den Brüderhäusern sind berühmt Windesheim bei Deventer und Agnetenberg bei Zwolle. Die Thätigkeit der B. richtete sich auf das Sammeln und Abschreiben der Bibel und andrer Bücher, den Unterricht der Jugend etc. Aus denselben ging eine Reihe der bedeutendsten Männer, wie Thomas a Kempis und Wessel, hervor; andre, wie Erasmus, verdanken ihnen ihre Bildung. Die Genossenschaft, von den Dominikanern heftig angefeindet, erlosch allmählich, als durch den Humanismus und die Reformation ihr Streben in weitern Kreisen aufgenommen ward. Vgl. Ullmann, Reformatoren vor der Reformation, Bd. 2 (2. Aufl., Gotha 1866); Acquoy, Het klooster te Windesheim (Utrecht 1875); Bonet-Maury, Gérard de Groote (Par. 1878).