Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bora“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 208
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Bora. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 208. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bora (Version vom 06.11.2022)

[208] Bora (Bernus, Barnus, Borino), ein an den Nordküsten des Adriatischen Meeres, auf dem Karst, in Istrien und an der Küste von Dalmatien auftretender, meist sturmartiger Nordostwind, der plötzlich aufspringt und eine beschränkte, nach N. scharf begrenzte Verbreitung hat. Die B. tritt gewöhnlich nach länger anhaltendem warmen Regenwetter und meist plötzlich auf; ihre Richtung ist anfangs immer N., allmählich in NO., zuletzt in ONO. und auch O. übergehend. Während sie weht, steigt das Barometer und nimmt die Temperatur und Feuchtigkeit der Luft ab. Besonders stark tritt die B. im November und Dezember sowie im Februar und im März auf. Sie ist ebenso wie der Tauernwind eine lokal auftretende Modifikation des in den warmen Südwestwind eindringenden kalten Polarstroms. Der stürmisch heranbrausende Nordpassat, welcher durch die Alpen gezwungen wird, aufzusteigen, weht über ihre Kämme und Gipfel und sinkt dann nieder, weht frei über den Karst und stürzt sich von dessen Plateau in das weite, freie Becken der Adria. Die Heftigkeit ist so bedeutend, daß sich meistens auf dem Meer ein Nebel bildet, der unter dem Namen Fumarea oder Spalmeggio bekannt ist und welcher nicht aus kondensiertem atmosphärischen Wasserdampf besteht, sondern aus dem in kleine Tropfen zerrissenen Meereswasser. Dieselbe Erscheinung tritt auch am östlichen Ufer des Schwarzen Meers auf.

Bora, Katharina von, Luthers Ehegattin, geb. 29. Jan. 1499, stammte aus einem alten Geschlecht in der Landschaft Meißen; ihre Mutter wird Anna v. Haugwitz genannt. In früher Jugend kam Katharina v. B. in das Kloster Nimptschen bei Grimma. Als sie aber aus Luthers Schriften gelernt hatte, sie sei nicht verbunden, wider Willen im Nonnenstand zu bleiben, entwich sie mit acht andern Nonnen (4. April 1523) aus dem Kloster. In Wittenberg nahm sie der Stadtschreiber Reichenbach in sein Haus. Luther heiratete sie 13. Juni 1525. Als nach seinem Tod (18. Febr. 1546) Wittenberg von Kaiser Karl V. eingenommen wurde, verließ sie die Stadt, kehrte jedoch schon 1548 zurück und blieb, mit schweren Nahrungssorgen kämpfend, in Wittenberg, bis eine pestartige Krankheit im Sommer 1552 sie veranlaßte, mit ihren Kindern nach Torgau zu gehen. Hier starb sie 20. Dez. 1552. Vgl. Beste, Geschichte Katharinas v. B. (Halle 1843); Hofmann, Katharina v. B. (Leipz. 1845); Meurer, Katharina Luther, geborne v. B. (2. Aufl., das. 1873); Stein, Katharina v. B. (Halle 1879).