Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bode“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 104105
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Bode. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 104–105. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bode (Version vom 14.03.2022)

[104] Bode, 1) linker Nebenfluß der Saale, entsteht bei Königshof aus der Kalten und Warmen B., die am Brockengebirge, jene oberhalb des preußischen Dorfs Schierke, diese oberhalb des braunschweigischen Fleckens Braunlage, entspringen. Sie fließt bei Rübeland und Treseburg vorbei, viele Hüttenwerke, Mühlen etc. treibend, verläßt im großartigsten Thal zwischen Roßtrappe und Hexentanzplatz (oberhalb Thale) den Harz und mündet nach einem Laufe von 160 km in die Saale bei Nienburg in Anhalt. Ihre wichtigsten Zuflüsse sind die Harzflüsse Holzemme und Selke. – 2) Fluß in der preuß. Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt, entspringt im Kreis Worbis oberhalb Großbodungen, geht an Bleicherode im Kreis Nordhausen vorbei und vereinigt sich bald darauf mit der Wipper.

Bode, 1) Johann Joachim Christoph, bekannter Übersetzer, geb. 16. Jan. 1730 zu Braunschweig, Sohn eines armen Tagelöhners aus Schöppenstedt, kam als Schäferjunge zu seinem Großvater in Barum, lernte dann seit 1745 als Musikus in Braunschweig und wurde 1750 Hoboist in einem Regiment daselbst. Ein Student in Helmstedt, wo er sich in der Musik weiter ausbildete, gab ihm französischen Unterricht; auch Englisch lernte er dort. Im J. 1752 trat er als Hoboist zu Celle in hannöversche Dienste, komponierte hier mehrere Konzerte und Solostücke für das Fagott und gab Liederkompositionen heraus; auch begann er hier zu schriftstellern. Nach dem Tod seiner Frau ging er 1757 nach Hamburg, wo er als Sprach- und Musiklehrer wirkte, zugleich Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen lieferte, für das Kochsche Theater arbeitete und 1762–63 die Redaktion des „Hamburgischen Korrespondenten“ leitete. Durch eine zweite Heirat mit einer reichen Schülerin (Simonette Tam) kam er in den Besitz eines bedeutenden Vermögens. Als dieselbe nach wenigen Jahren ebenfalls starb, verehelichte er sich zum drittenmal mit der Witwe des Buchhändlers Bohn, errichtete eine Buchdruckerei und verband sich mit Lessing zu einer „Buchhandlung der Gelehrten“. Er verlegte eigne und fremde Werke (Lessings „Dramaturgie“, Goethes „Götz“, Klopstocks „Oden“), sah aber, da er das kaufmännische Geschäft so wenig wie Lessing verstand, das Unternehmen bald scheitern und sein Vermögen zugesetzt. B. folgte nun 1778 der Gräfin von Bernstorff, der Witwe des berühmten dänischen Ministers, als deren Geschäftsführer nach Weimar, wo er als Hofrat 13. Dez. 1793 starb. Unter Bodes Übersetzungen, durch welche er einen nicht geringen Einfluß auf die deutsche Litteratur übte, sind Sternes „Yoriks empfindsame Reise“ (Hamb. 1768, 5. Aufl. 1804), „Tristram Shandys Leben“ (das. 1774, 9 Bde.), Goldsmiths „Dorfprediger von Wakefield“ (Leipz. 1776 u. öfter) und Fieldings „Tom Jones“ (das. 1786–88, 6 Bde.) als die besten hervorzuheben. Auch von Montaignes „Gedanken und Meinungen“ (Berl. 1793–97, 7 Bde.) gab er eine treffliche Übersetzung. Vgl. Böttiger, Bodes litterarisches Leben (Berl. 1796).

2) Johann Elert, Astronom, geb. 19. Jan. 1747 zu Hamburg, widmete sich früh mathematischen und astronomischen Studien und veröffentlichte zuerst „Berechnung und Entwurf der Sonnenfinsternis vom 5. Aug. 1766“ (Berl. 1766), dann gab er seine „Anleitung zur Kenntnis des gestirnten Himmels“ (11. Aufl., hrsg. von Bremiker, das. 1858) und die Monatsschrift „Anleitung zur Kenntnis der Lage und der Bewegung des Mondes und der übrigen Planeten“ (1770–77) heraus. Im J. 1772 wurde B. Astronom der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1786 aber Direktor der Sternwarte daselbst, wo er auch 23. Nov. 1826 starb. Er schrieb noch: „Erläuterung der Sternkunde“ (Berl. 1778, 2 Bde.; 3. Aufl. 1808); „Astronomische Jahrbücher oder Ephemeriden“ (das. 1776–1829, 54 Bde.), die nachher unter dem Titel: „Berliner astronomisches Jahrbuch“ fortgesetzt wurden; „Représentation des astres“ (Strals. 1782 u. Berl. 1805), welche auf 34 Blättern alle über dem Horizont von Berlin mit freiem Ange sichtbaren und die wichtigern teleskopischen [105] Sterne enthält; „Uranographia, sive astrorum descriptio“ (das. 1802, 2. Aufl. 1819), worin 17,240 Sterne, d. h. 12,000 mehr, als früher bekannt waren, verzeichnet sind; „Entwurf der astronomischen Wissenschaften“ (das. 1794, 2. Aufl. 1825); „Allgemeine Betrachtungen über das Weltgebäude“ (das. 1808, 3. Aufl. 1834).

3) Leopold, Historienmaler, geb. 11. März 1831 zu Offenbach, wurde anfangs durch seinen Vater, später im Städelschen Institut zu Frankfurt unter der Leitung von Jakob Becker und von 1850 an besonders durch Steinle ausgebildet. An den letztern schlossen sich seine Erstlingsarbeiten, ein Bild aus dem Buch Ruth (1856), eine Heimsuchung Mariä für eine Dorfkirche in Baden und einige Bilder nach Brentanos Erzählungen, an. Dann bereiste er Bayern und Tirol, war mehrere Jahre bei Steinles Fresken im Kölner Museum thätig, führte zwölf Zeichnungen zu Schillers „Glocke“ aus und bereiste zu wiederholten Malen die Schweiz, um Illustrationen zu Scheffels „Ekkehard“ zu zeichnen. Unter seinen Bildern aus den letzten Jahren, die den Einfluß Schwinds zeigen, nennen wir: die Alpenbraut (beim Grafen von Schack in München), die Aquarelle: Alpenrose und Edelweiß, den Grafen von Habsburg, das für die Schacksche Galerie gemalte Triptychon aus der Sage von der Geburt Karls d. Gr. in der Karlsmühle und den Aquarellencyklus zu Fouqués „Undine“.

4) Wilhelm, Kunstschriftsteller, geb. 10. Dez. 1845 zu Kalvörde im Herzogtum Braunschweig, studierte seit 1864 die Rechte und arbeitete zwei Jahre lang als Auditor im braunschweigischen Staatsdienst, gab aber die juristische Laufbahn auf, um 1869–71 in Berlin und Wien Archäologie und Kunstgeschichte zu studieren und daneben seine Kenntnisse auf Reisen zu erweitern. Die erste Frucht seiner Galeriestudien war 1870 seine Doktordissertation „Frans Hals und seine Schule“. 1872 wurde er als Assistent an den königlichen Museen in Berlin, als Stellvertreter des Direktors der Gemäldegalerie und als Leiter der Abteilung für christliche Plastik angestellt. Es gelang ihm, die letztere durch eine Reihe glücklicher Ankäufe in Italien zu einer Sammlung ersten Ranges zu erheben. 1880 wurde er in dieser Stellung zum Direktor ernannt. Er hat sich um die Erforschung der Geschichte der italienischen Plastik des Mittelalters und der Renaissance sowie der niederländischen Malerei durch seine schneidige Kritik, sein feines Stilgefühl und durch sichere Beherrschung des Materials große Verdienste erworben. Die Resultate seiner Forschungen auf letzterm Gebiet faßte er zusammen in den „Studien zur Geschichte der holländischen Malerei“ (Braunschw. 1883). Er bearbeitete die 4. und 5. Auflage von Burckhardts „Cicerone“ und gab ferner heraus: „Donatello in Padua“ (Par. 1883); „Italienische Porträtskulpturen des 15. Jahrhunderts im Berliner Museum“ (Berl. 1883); „Die Ausstellung von Gemälden älterer Meister im Berliner Privatbesitz“ (das. 1883, mit Dohme) und „Adriaen Brouwer“ (Wien 1884).