Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Blitzröhren“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 37
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Blitzröhren. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 37. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Blitzr%C3%B6hren (Version vom 18.03.2024)

[37] Blitzröhren (Blitzsinter, Fulguriten), durch Blitzschläge im losen Sand erzeugte Verglasungen. Es sind meist hohle, in verschiedenen Richtungen gekrümmte Röhren bis zu mehreren Metern Länge, mit sehr ungleichem Durchmesser von 0,5 mm bis 5 cm, nach dem untern Ende hin enger und spitz zulaufend. Mitunter erscheinen sie gegabelt, häufiger verästelt, äußerlich rauh durch zusammengebackene Quarzkörner, innerlich meist vollkommen verglast zu einer harten, Glas ritzenden Masse. Die Hauptrichtung der Röhren, abgesehen von den Verästelungen, ist meist senkrecht zur Oberfläche, selten schief. Auf einem mit weißem Flugsand bedeckten Raum von etwa 2000 qm wurden bei Olkusz in Polen 26 B. ausgegraben. Lange ihrer Entstehung nach unerklärt, konnten später mehrere B. direkt nach dem Einschlagen des Blitzes beobachtet werden. Auch gelang es, sie experimentell nachzuahmen, indem man starke elektrische Entladungen auf feinen Sand einwirken ließ. Vgl. Ribbentrop, Über B. (Braunschw. 1830); Harting, Notice sur un cas de formation de fulgurites (Amsterd. 1874; Beschreibung einer direkt nach dem Einschlagen des Blitzes in ein Heidekrautfeld entstandenen Blitzröhre); Römer, Über B. (Stuttg. 1876). Als Fulguriten hat man ferner oberflächliche Modifikationen andesitischer Gesteine genannt, die, sicher ebenfalls von Blitzeinwirkungen herrührend, nach Abich zahlreich auf dem Kleinen Ararat vorkommen.