MKL1888:Bleibtreu
[16] Bleibtreu, Georg, Maler, geb. 27. März 1828 zu Xanten, erhielt seine Bildung auf der Düsseldorfer Akademie (seit 1843) und arbeitete dann in Th. Hildebrands Atelier. Im J. 1849 brachte er eine farbige Zeichnung des Treffens bei Bau in Schleswig zur Ausstellung, die den Anfang einer ganzen Reihe von Bildern aus dem ersten deutsch-dänischen Krieg bildete. Später wandte er sich der bildlichen Verherrlichung der Freiheitskriege zu. Seine vorzüglichsten Gemälde dieser Art sind: die Schlacht bei Großbeeren, die Erstürmung des Grimmaischen Thors durch die Königsberger Landwehr 19. Okt. 1813, die Schlacht an der Katzbach (1857) und die Schlacht bei Waterloo (1858, im Besitz des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen). Zugleich veröffentlichte B., der 1858 nach Berlin übergesiedelt war, in einer Sammlung: „Deutschlands Kampf- und Freiheitslieder“ (Leipz. 1862–63), zahlreiche Holzschnittillustrationen. Aus dem Siebenjährigen Krieg malte er den Herzog Ferdinand von Braunschweig in der Schlacht bei Krefeld (1858) und aus der Zeit Karls d. Gr. den Sturz der Irmensäule. Seit 1864 beschäftigte ihn der letzte deutsch-dänische Krieg, dessen Schlachten und Gefechte er in einer Reihe von Ölbildern vorführte, von denen besonders der Übergang der Preußen nach Alsen (im Besitz der Berliner Nationalgalerie) hervorgehoben zu werden verdient. Von seinen Darstellungen aus dem Krieg von 1866 ist die große Schlacht bei Königgrätz (Berliner Nationalgalerie) das bedeutendste Werk. Noch dankbarere Stoffe brachte ihm der französische Krieg 1870/71, dem er im Stab des Kronprinzen von Preußen beiwohnte: die Kapitulation von Sedan, die Bayern unter General v. Hartmann vor Paris, der Kronprinz in das brennende Wörth einreitend, die Württemberger in der Schlacht bei Wörth, das sächsische Armeekorps in der Schlacht bei St.-Privat. Für das Berliner Zeughaus malte er zwei große Wandbilder in Wachsfarben: Aufruf an mein Volk 1813 und die Schlacht bei Gravelotte. Auf der Berliner Kunstausstellung von 1868 erhielt B. die große goldene Medaille, und später verlieh ihm der König von Preußen den Professortitel. B. versteht es, das Getümmel einer modernen Schlacht anschaulich zu schildern, mit gleicher Berücksichtigung des Massenkampfes und der Episode, gleichwohl aber durch eine fein abgewogene Komposition dem Schlachtenbild den Charakter des historischen Gemäldes zu geben. Sein Kolorit ist glänzend und kräftig und seine Zeichnung voll Leben und Wahrheit. Seine Biographie schrieb Pietschker (Köthen 1877).
[141] ✽ Bleibtreu, 2) Karl, Dichter und Schriftsteller, geb. 13. Jan. 1859 als Sohn des Schlachtenmalers Georg B., verließ das Gymnasium, um sich auf Studienreisen zu begeben, und widmete sich der Litteratur, in der er mit Gedichten, Dramen, Novellen und Romanen die auch in einer besondern Schrift proklamierte „Revolution der Litteratur“ (3. Aufl., Leipz. 1887) in naturalistischem Sinn zu fördern suchte. Als die besten seiner bisherigen Anläufe und Versuche müssen die lebendigen Schlachtenbilder: „Dies irae“ (3. Aufl., Stuttg. 1883), „Napoleon bei Leipzig“ (Berl. 1885), „Deutsche Waffen in Spanien“ (das. 1885), „Friedrich d. Gr. bei Kolin“ (das. 1888), „Cromwell bei Marston Moor“ (Leipz. 1889) gelten. In seinem „Lyrischen Tagebuch“ (Berl. 1884), dem Drama „Lord Byron“, den Novellensammlungen: „Schlechte Gesellschaft“ (Leipz. 1885), „Kraftkuren“ (das. 1885), im Roman „Größenwahn“ (das. 1888) gärt es wie in den kritischen Auslassungen Bleibtreus so heftig und leidenschaftlich, daß ein Urteil zur Zeit noch ausgeschlossen erscheint. Seine „Dramatischen Werke“ erschienen gesammelt in 3 Bänden (Leipz. 1889). Sonst veröffentlichte er: „Welt und Wille“, Gedichte (Dessau 1886); „Geschichte der englischen Litteratur“ (Leipz. 1887, 2 Bde.; Bd. 2, 2. Aufl., 1888); „Napoleon I.“ (Dresd. 1888); „Die Entscheidungsschlachten des europäischen Kriegs 18..“ (Leipz. 1888, 3 Bde.); „Schlachtenbilder“ (das. 1889) u. a.