Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Blaustrumpf“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 9
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Blaustrumpf. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 9. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Blaustrumpf (Version vom 14.06.2021)

[9] Blaustrumpf, früher in Deutschland Spottname für Aufpasser und Angeber, entstanden daher, daß an manchen Orten die Polizeidiener und Lakaien blaue Strümpfe trugen. Seit dem 18. Jahrh. ist der Name B. gebräuchlich für gelehrte, schriftstellernde Damen, namentlich in tadelndem Sinn für solche, welche über ihren litterarischen Beschäftigungen ihre mütterlichen und häuslichen Pflichten versäumen und ihre Gelehrtheit selbstgefällig zur Schau tragen. Die Bezeichnung stammt aus England (blue stockings), und bezog sich anfangs nur auf Gesellschaften, an denen Herren und Damen teilnahmen, und deren Hauptzweck, unter Verbannung des Kartenspiels, geistvolle Unterhaltung war. Als die Seele dieser um die Mitte des 18. Jahrh. in London aufkommenden Gesellschaften wird der Gelehrte Stillingfleet (gest. 1771) bezeichnet, der aber, sein Äußeres vernachlässigend, stets in blauen Kniestrümpfen erschien. Dieser Umstand soll den holländischen Admiral Boscawen während seiner Anwesenheit in England veranlaßt haben, diese Versammlungen „Blaustrumpfsgesellschaften“ zu nennen, um damit anzudeuten, daß in ihnen nur Geist und Talent, nicht das glänzende Äußere den Ausschlag gebe. Die Bezeichnung B. fand seitdem allgemeine Verbreitung, die üble Nebenbedeutung ist aber erst später und allmählich hinzugetreten. Vgl. Doran, A lady of the last century (Mrs. Elizabeth Montague, mit einem Kapitel über Blaustrümpfe, Lond. 1873).