Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Blattroller“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 45
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Blattroller. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 4–5. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Blattroller (Version vom 08.12.2022)

[4] Blattroller (Blattschneider, Blattwickler, Rhynchites Herbst), Käfergattung aus der Gruppe der Kryptopentameren und der Familie der Rüsselkäfer (Curculionina), kleinere, zeichnungslose, metallglänzende Käfer mit vorn und hinten verengertem Thorax, kurzem, querem Schildchen, kegelförmigem Kopf ohne halsförmige Einschnürung, mehr oder weniger verlängertem Rüssel, an die Basis desselben gerückten Augen und ungebrochenen Fühlern, die sich allmählich in eine dreigliederige Keule verdicken. Die bis auf Australien über alle Erdteile verbreiteten und besonders in Europa sehr artenreichen B. leben auf Laubhölzern und werden zum Teil schädlich. Der stahlblaue Rebenstecher (Zapfenwickler, Bolzenstecher, R. betuleti F.), 6 mm lang, unbehaart, blau, bisweilen goldgrün und glänzend, mit nicht gerunzelten Flügeln, lebt im Mai und Juni auf den verschiedensten Waldbäumen, Birnbäumen und auf dem Weinstock, sticht junge Schosse an, deren Spitze infolgedessen abwelkt, und schabt an ältern Blättern Oberhaut und Blattgrün in Streifen an; er legt je 4–6 Eier in Wickel, die er aus jungen, vorher durch Anstechen des Triebes oder der Blattstiele zum Welken gebrachten Blättern zusammenrollt. Die Larven verpuppen sich in der Erde, und nach kurzer Zeit kriecht der Käfer aus, welcher in der Erde bleibt oder sich zum Winter verkriecht. Er schadet besonders in Südeuropa dem Weinstock. Gegenmittel: Absuchen der Wickel. Der Zweigabstecher (Giebelstecher, R. conicus Ill.), 3 mm lang, tiefblau, an Beinen und Rüssel schwarz, mäßig dunkel behaart, auf den Flügeldecken tief punktstreifig, lebt auf Wald- und Obstbäumen, benagt junge Triebe, legt seine Eier in das Mark noch weicher Triebe und beißt diese dann ab. Die Larve entwickelt sich im Mark und verpuppt sich in der Erde. Der Blattrippenstecher (R. alliariae Gyll.), dem vorigen sehr ähnlich, legt seine Eier in Blattrippen von Eichen, Obstbäumen und benagt dann den Blattstiel, worauf die Blätter bald abfallen. Der Pflaumenbohrer (R. cupreus L.), 4,5 mm lang, bronze- oder kupferfarben, grau behaart, auf den Flügeln tief punktstreifig, lebt auf Schwarz- und Weißdorn, Vogelbeeren, Haseln, Kirschen und Pflaumen, [5] benagt Knospen und junge Schosse, legt seine Eier wie der Zweigabstecher oder in unreife Kirschen oder Pflaumen, deren Stiel er dann durchbeißt. Die abfallenden Früchte muß man vernichten. Der purpurrote Apfelstecher (R. Bacchus L.), behaart, purpurrot mit goldglänzenden Flügeldecken, blauen Fühlern, Füßen und Rüssel, und der goldgrüne Apfelstecher (R. auratus Scop.), behaart, grünlich goldglänzend, Fühler, Beine, Rüsselspitze schwarz, erscheinen schon im März, leben auf Obstbäumen, Weiß- und Schwarzdorn, nähren sich von zartem Laub und legen ihre Eier in junge Äpfel und Birnen, ohne den Fruchtstiel zu benagen; die Larve entwickelt sich im Kernhaus. Die Früchte fallen vor der Reife ab, worauf die Larve zur Verpuppung in die Erde geht. Gegenmittel: Sammeln der abgefallenen Früchte, Abklopfen der Käfer im ersten Frühjahr.