Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Blattflöhe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 1018
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Blattflöhe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 1018. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Blattfl%C3%B6he (Version vom 23.03.2022)

[1018] Blattflöhe (Springläuse, Blattsauger, Psyllidae Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, kleine Tiere mit frei hervorstehenden, acht- bis zehngliederigen Fühlern mit zwei feinen Endborsten, drei weit voneinander stehenden Nebenaugen, dreigliederiger Rüsselscheide, meist lederartigen, dem Körper dachförmig aufliegenden Vorderflügeln bei beiden Geschlechtern, kurzen Beinen mit verdickten Schenkeln, zweigliederigen Tarsen und Haftlappen neben den Klauen; sie leben auf Blättern, von denen sie leicht abspringen, sind meist an bestimmte Pflanzen gebunden und saugen besonders im Larvenzustand aus den jungen Trieben derselben ihre Nahrung. Die mit kürzern Beinen und ungegliederten Fühlern versehenen Larven sind meist mit einem weißen, puderartigen Überzug bedeckt und bringen durch ihren Stich nicht selten auffallende Deformationen oder Hypertrophien in den Blütenteilen zuwege. Sie scheiden viel süßen Saft tropfenweise aus. Zur Gattung Psylla Geoffr., mit borstenförmigen Fühlern von Körperlänge, runden, hervorgequollenen Augen und einem vorn in zwei kegelförmige Spitzen auslaufenden Kopf, gehört der Birnsauger (P. piri L.), 3,7 mm lang; das Männchen, um ein Drittel kleiner, schwarz und rot gezeichnet, überwintert, paart sich im Frühjahr; das Weibchen legt seine Eier einzeln oder gereiht an junge Schosse, auf die Unterseite der Blätter oder an Blüten; die nach 10–14 Tagen ausschlüpfenden Larven lagern sich dicht aneinander und bohren ihren langen Stachel in den Grund des Schosses oder in die weiche Rinde vorjährigen Holzes. Ihre Exkremente bestehen wie die der Blattläuse aus einer süßen Flüssigkeit; die reife Larve häutet sich auf der Unterseite der Blätter zum letztenmal, ist dann grün, rotäugig, am Kopf und Rücken pomeranzengelb und lebt, solange es die Witterung erlaubt, vom Safte der Rinde und des Splints. Nach der Überwinterung erscheint der Blattfloh in der oben angegebenen Färbung. Durch das Saugen der Larven werden die Schosse im Wachstum gestört, Blätter und Spitzen krümmen sich und sterben ab. Gegenmittel wie bei Blattläusen. Der Apfelsauger (P. mali Först.) ist grün, auf dem Rücken gelb gestreift, das größere Weibchen auf dem Rücken rot, grüngelb und braun gestreift, am Bauch gelb oder grün, an den Seiten des Hinterleibes schwarz. Er paart sich im Herbste, das Weibchen legt seine Eier in Rindenritzen oder an einjährige Schosse. Die im Frühjahr auskriechenden Larven stechen die Knospen an und dringen unter die Schuppen ein, später saugen sie auch an den Blütenstielen und richten dadurch die Blüten zu Grunde. Im Mai sind die Insekten vollkommen, und wahrscheinlich folgen mehrere Generationen aufeinander. Gewöhnlich erscheint der Apfelsauger nicht in so großer Zahl, um Schaden anrichten zu können. Gegenmittel sind nicht bekannt. Blattfloh ist auch s. v. w. Erdfloh (s. d.).