Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Blanc“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 10011002
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Blanc. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 1001–1002. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Blanc (Version vom 11.04.2021)

[1001] Blanc (franz., spr. blāng), Weiß, weiße Farbe. B. de balaine, Walrat; B. de fard, d’Espagne, basisch salpetersaures Wismut; B. de Meudon, B. de Troyes, als Farbe benutzte weiße Kreide; B. de neige, zum Polieren von Glas benutztes Zinkoxyd; B. fixe, Barytweiß.

Blanc (franz., spr. blāng), Name einer ältern franz. Silbermünze, die 1340 an die Stelle der gros tournois trat, mit zwei Hauptsorten: grand b. zu 10, später zu 12 Deniers und petit b. zu 5, später zu 6 Deniers. Louis blancs hießen die von 1641 bis 1709 geprägten französischen Écus im Wert von 4,25 Mk.

Blanc (spr. blāng), 1) Ludwig Gottfried, roman. Philolog, geb. 19. Sept. 1781 zu Berlin von französischen Eltern, besuchte bis 1801 das französische Gymnasium und das damit verbundene theologische Seminar in Berlin und ward 1806 als Prediger bei der reformierten Gemeinde zu Halle angestellt. Auf den Verdacht hin, an einer Verschwörung gegen den König von Westfalen teilgenommen zu haben, wurde er 1811 verhaftet und nach Magdeburg, später nach Kassel gebracht, wo er als Staatsgefangener blieb, bis ihn ein russisches Streifkorps im September 1813 in Freiheit setzte. Als preußischer Feldprediger nahm er darauf in Blüchers, später im Yorkschen Korps an den Feldzügen von 1814 bis 1815 teil und wohnte den Schlachten von Brienne, von Laon und Paris bei. Seit 1822 außerordentlicher, seit 1833 ordentlicher Professor der romanischen Sprachen an der Universität zu Halle, zugleich als zweiter Prediger an der Domkirche angestellt (bis 1860), starb er daselbst 18. April 1866. B. besaß auf dem Gebiet der romanischen Sprachen und Litteraturen ebenso umfassende wie gediegene Kenntnisse und hat namentlich als gründlicher Dante-Forscher manche schwierige Frage gelöst. Von seinen Schriften nennen wir das weitverbreitete „Handbuch des Wissenswürdigsten aus der Natur und Geschichte der Erde und ihrer Bewohner“ (Halle 1824, 4 Bde.; 8. Aufl. von H. Lange, Braunschw. 1867–69) und seine „Grammatik der italienischen Sprache“ (Halle 1844), eine äußerst sorgfältige philologische Arbeit; ferner als Früchte seiner Dante-Studien das „Vocabolario Dantesco“ (in franz. Sprache, Leipz. 1852), eine in reimlosen Jamben abgefaßte Übersetzung der „Göttlichen Komödie“ (Halle 1864), und das Werk „Versuch einer bloß philologischen Erklärung mehrerer dunkeln und streitigen Stellen der Göttlichen Komödie“ (das. 1861–1864, 2 Bde.), welches seiner geistvollen Bemerkungen wegen auch ins Italienische übersetzt wurde (Triest 1865).

2) Jean Joseph Louis, franz. Publizist und Historiker, geb. 29. Okt. 1811 zu Madrid, wo sein Vater Generalinspektor der Finanzen unter Joseph Bonaparte war, kam von Corsica, wo er seine erste Jugend verlebte, ins Collège zu Rhodez, studierte seit 1830 in Paris in dürftigen Verhältnissen und ward Schreiber bei einem Advokaten, dann Hauslehrer in Arras. Nachdem er seit 1834 in Paris für radikale Journale gearbeitet, übernahm er 1836 die Redaktion des Journals „Le bon sens“, die er bis 1838 führte, arbeitete aber zugleich für den „National“, die „Revue républicaine“ und andre Blätter. 1839 gründete er die „Revue du progrès“, und 1840 veröffentlichte er seine sozialistische Schrift „Organisation du travail“ (deutsch, Nordh. 1847), welche ungeheures Aufsehen machte. Als Krebsschäden der bestehenden Zustände bezeichnet er darin den Individualismus und die Konkurrenz, wodurch die Arbeitslöhne herabgedrückt würden; der Staat müsse die industrielle Arbeit an sich ziehen und jeden in gleicher Weise belohnen, dadurch würde dem Egoismus ein Ende gemacht werden und das Individuum im Ganzen aufgehen. Als demokratischer Geschichtschreiber machte sich B. durch seine „Histoire de dix ans 1830–40“ (Par. 1841–44, 5 Bde.; 12. Aufl. 1877; deutsch von Fink, 2. Aufl., Leipz. 1847) einen Namen. Schonungslose Kritik der Politik Ludwig Philipps sowie der ganzen sozialen Verhältnisse, scharfe Charakterzeichnung und hinreißende Darstellung verschafften diesem Werk weite Verbreitung und tief einschneidende Wirksamkeit. Blancs zweites großes Werk, die „Histoire de la révolution française“ (Par. 1847–62, 12 Bde; 1878, 10 Bde.; deutsch, Leipz. 1847–53, Bd. 1–3), hatte weit geringern Erfolg, weil darin weniger Geschichte als Parteiräsonnement zu finden war. Nach dem Ausbruch der Februarrevolution von 1848 wurde B. Mitglied der provisorischen Regierung und widmete seine Thätigkeit besonders den Interessen des Arbeiterstandes. Er setzte die Errichtung eines Regierungskomitees für die Arbeiter durch, wirkte dadurch sehr wesentlich zur Aufregung des Arbeiterstandes mit, wagte aber doch nicht, die ihm 17. März durch die große Arbeiterdemonstration entgegengebrachte Diktaktur anzunehmen, verlor vielmehr durch sein Bemühen, die Ordnung im Sinn der Regierung aufrecht zu erhalten, die Sympathien der Arbeiter. Gleichwohl wurde er nach dem Attentat vom 15. Mai angeklagt und mußte nach Belgien und von da nach England gehen. Im Ausland verfaßte er mehrere Schriften zu seiner Verteidigung: „La révolution de février au Luxembourg“ (Par. 1848); „Appel aux honnêtes gens“ (das. 1849); „Page d’histoire de la révolution de février“ (das. 1850; deutsch, Quedlinb. 1850). Auch gründete er die Zeitschrift „Le nouveau monde“, die jedoch bald wieder einging, war dann Korrespondent für verschiedene französische Zeitungen, besonders für den „Temps“ (eine Sammlung seiner Korrespondenz erschien u. d. T.: „Lettres sur l’Angleterre“, 1866–67, 4 Bde.), und schrieb noch „Histoire de la révolution de 1848“ (Par. 1870, 2 Bde.; 5. Aufl. 1880). Er kehrte erst 8. Sept. 1870 nach Frankreich zurück und sprach während der Belagerung von Paris entschieden gegen jeden Versuch, die Regierung der nationalen Verteidigung zu stürzen. Seine sozialistischen Tendenzen waren im englischen Exil sehr abgeschwächt worden. Am 8. Febr. 1871 in die Nationalversammlung gewählt, nahm er zwar hier seinen Sitz auf der äußersten Linken, [1002] protestierte auch gegen die Abtretung von Elsaß und Lothringen und verlangte die definitive Erklärung der Republik, bekämpfte aber die Auflehnung der Kommune gegen die Regierung von Versailles. Er verlor daher allen Einfluß auf den Gang der Dinge. Seit 1876 radikales Mitglied der Deputiertenkammer, starb er 6. Dez. 1882 in Cannes und wurde auf Staatskosten zu Paris begraben. Außer den genannten Schriften veröffentlichte er eine Sammlung von Zeitungsartikeln, die „Questions d’aujourd’hui et de demain“ (Par. 1873–74, 2 Bde.); „Dix ans de l’histoire d’Angleterre“ (1879–81, 10 Bde.) und „Discours politiques“ (1881).

3) Charles, Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 4. Nov. 1813 zu Castres (Tarn), war nach der Februarrevolution von 1848 einige Zeit Direktor der Abteilung für die schönen Künste im Ministerium des Innern. Er hat eine sehr ersprießliche Thätigkeit für die Ausbildung des künstlerischen Sinnes in Frankreich nach der historischen und ästhetischen Seite entwickelt und gab mit andern die umfangreiche „Histoire des peintres de toutes les écoles“ (Par. 1849–69, 14 Bde.) heraus, die auch ins Englische und teilweise ins Deutsche übersetzt wurde; ferner schrieb er: „Le trésor de la curiosité“ (1857–1858, 2 Bde.); „L’œuvre complet de Rembrandt“ (4. Aufl. 1873, 2 Bde.); „Grammaire des arts du dessin“ (1867, 3. Aufl. 1876); „Ingres, sa vie et ses ouvrages“ (1870); „L’art dans la parure et dans le vêtement“ (1875); „Les artistes de mon temps“ (1876); „Voyage de la Haute-Égypte, observations sur les arts égyptien et arabe“ (1876). Er starb 17. Jan. 1882 in Paris. Vgl. Massarani, Ch. B. et son œuvre (Par. 1885).