MKL1888:Blütenperiode
[79] Blütenperiode, die bei den einzelnen Pflanzen meist verschiedene, aber stets bestimmte Dauer des Geöffnetseins der Blüte behufs der Bestäubung sowie der Zeitpunkt des Eintritts und Endes dieses Zustandes. Viele Blüten öffnen sich nur einmal, um dann für immer sich zu schließen oder ihre Blume abzuwerfen. Die B. dauert hier gewöhnlich mehrere Tage, sie kann aber auch schon in wenigen Stunden vollendet sein, wie z. B. beim Flachs in einem Vormittag, bei der Königin der Nacht (Cereus grandiflorus) in wenigen Nachtstunden. Bei manchen Pflanzen hingegen öffnet und schließt sich eine und dieselbe Blüte mehrmals und zwar zu bestimmten Stunden an mehreren aufeinander folgenden Tagen. Die Bewegungen, welche die Blumenblätter oder die ganzen Blüten hierbei ausführen, hängen teils vom Lichte, teils von der Temperatur ab und werden durch ungleiches Zellenwachstum an den beiden Seiten des sich bewegenden Organs veranlaßt (s. Pflanzenbewegungen). Je nachdem das Geöffnetsein auf Stunden des Tags oder der Nacht fällt, unterscheidet man Tag- und Nachtblüten. Der Zeitpunkt des Öffnens und Schließens fällt meistens mit bestimmten Stunden, die bei den einzelnen Pflanzenarten verschieden sind, zusammen. Schon Linné hat den regelmäßigen Wechsel des Öffnens und Schließens der Blüten zur Aufstellung einer Blumenuhr benutzt; so blüht nach ihm z. B. um 3 Uhr früh Tragopogon pratensis, um 4–5 Uhr Cichorium Intybus, um 5–6 Uhr Taraxacum officinale auf; letzteres schließt dann seine Blütenköpfe wieder um 8–9 Uhr. Andre Pflanzen blühen erst nachmittags auf: Mirabilis Jalapa z. B. um 5 Uhr, Cereus grandiflorus um 6–7 Uhr, Mesembryanthemum noctiflorum um 7–8 Uhr. Irgend welche Genauigkeit kommt diesen Angaben übrigens nicht zu.