Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bienenfresser“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 906907
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Bienenfresser. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 906–907. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bienenfresser (Version vom 06.04.2023)

[906] Bienenfresser (Meropidae Gray), Familie der Klettervögel, Prachtvögel mit gestrecktem Körper, an der Wurzel ziemlich starkem, nach unten sanft gebogenem Schnabel, welcher länger als der Kopf, komprimiert und zugespitzt ist, und dessen Oberschnabel etwas länger als der untere, aber nicht hakig ist. Die Läufe sind sehr kurz, die Zehen lang, die äußern bis zum zweiten, die innern bis ans erste Glied verbunden. Die Flügel sind lang, spitz, der gerade Schwanz ist entweder gerade abgeschnitten, gegabelt oder sanft abgerundet. Die beiden Mittelfedern verlängern sich bei vielen Arten bis auf das Doppelte der Länge aller übrigen Steuerfedern. Das Gefieder ist fast immer sehr prachtvoll und bunt. Die B. bewohnen meist die warmen Länder der Alten Welt als Stand- und Strichvögel, die nördlicher wohnenden wandern; alle sind höchst gesellig und friedlich, ähneln in ihrer Lebensweise meist den Schwalben und beleben die Gegenden, wo sie vorkommen, ungemein. Sie nähren [907] sich ausschließlich von Kerbtieren und verzehren ohne Schaden giftstachlige Insekten. Sie nisten gesellig in tiefen Höhlen, welche sie in steil abfallenden Erdflächen graben, und legen auf den bloßen Sand 4–7 Eier. In der Gefangenschaft sind sie nicht zu erhalten. Die einzige europäische Art der Familie, der B. (Bienenfänger, Bienenvogel, Bienenwolf, Heuvogel, Seeschwalm, Merops apiaster L.), ist 26 cm lang, auf der Stirn weiß, am Vorderkopf grünlichblau, am Hinterkopf, Hinterhals, Nacken und auf den Mittelflügeln kastanien- oder zimtbraun, auf dem Rücken gelb mit grünlichem Schimmer; ein Zügelstreifen und die Einfassung der hochgelben Kehle sind schwarz, die Unterseite blau- oder spangrün, die Schwingen grünblau, an den Spitzen schwärzlich; das Auge ist karminrot, der Schnabel schwarz, die Füße sind rötlich. Der B. bewohnt Südeuropa, Vorder- und Südasien, er durchstreift ganz Afrika, kommt in Europa bis Finnland vor, brütet aber selten nördlich der Pyrenäen und der Alpen. Die Eier (s. Tafel „Eier I“) sind glänzend weiß. Seine Hauptnahrung sind stechende Insekten, und er plündert häufig Bienenstöcke. In Griechenland schießt man ihn in großer Zahl wegen seines schmackhaften Fleisches.