Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Bielefeld“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 901902
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Bielefeld. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 901–902. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bielefeld (Version vom 03.05.2022)

[901] Bielefeld, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regierungsbezirk Minden, 118 m ü. M., an der Lutter und der Köln-Mindener Eisenbahn; am Fuß des

Wappen von Bielefeld.

Teutoburger Waldes, hat 4 evangelische und 1 kath. Kirche, 1 Synagoge, 1 Gymnasium mit Realgymnasium, 2 höhere Töchterschulen, 2 Krankenhäuser, 1 Augenklinik. In der Vorstadt Gadderbaum liegen die westfälische Diakonissenanstalt und die Anstalt Bethel für Epileptische (750 Kranke) mit eigner Kirche. Die Bevölkerung beträgt (1880) einschließlich der Garnison (1 Inf.-Bat. Nr. 55) 30,679 Einwohner (darunter 3561 Katholiken und 653 Juden). B. ist eine der gewerbreichsten Städte Westfalens und der Hauptsitz der westfälischen Leinen- und Damastfabrikation; die Ravensberger Spinnerei (mit 27,000 Spindeln) und die Spinnerei Vorwärts (mit 10,500 Spindeln) produzieren zusammen jährlich für etwa 83/4 Mill. Mk.; die Bielefelder mechanische Weberei vermag auf etwa 1000 mechanischen Webstühlen 200,000 Stück Leinen fertig zu stellen; wichtig ist auch die Fabrikation der fertigen Wäsche (160 Firmen mit 3500 Personen meist weiblichen Geschlechts und 3000 Nähmaschinen), ferner die Seiden- und Plüschweberei mit 3000 Webstühlen und die Fabrikation von Nähmaschinen. Sonst sind noch zu erwähnen: 1 Gasanstalt, 1 Schlachthof, 1 Tafelglashütte, 6 Zementmühlen, Eisengießereien, Maschinenfabriken, Feilenhauerei, Tabaks-, Zigarren- und Likörfabrikation. Die Fabrikate von B. finden Absatz nach ganz Deutschland, Rußland, Nord- und Südamerika, Westindien, Spanien etc. In der Nähe der Stadt befinden sich bedeutende Garn- und Stückbleichen. B. ist Sitz einer Handelskammer, einer Reichsbankstelle (Umsatz 1883: 195 Mill. Mk.), eines Landwirtschaftlichen Vereins, ferner des Bielefelder Landkreises und eines Land- und Schwurgerichts (für die 14 Amtsgerichte B., Bünde, Gütersloh, Halle, Herford, Lübbecke, Minden, Öynhausen, Petershagen, Rahden, Rheda, Rietberg, Vlotho und Wiedenbrück). Der Magistrat zählt 8, die Stadtverordnetenversammlung 36 Mitglieder. Bei der Stadt steht der hohe, runde Turm der alten Feste Sparrenburg, früher Gefängnis, mit weiter Aussicht, jetzt mit Parkanlagen [902] umgeben. – Der Ort B. ist zuerst 1015 (Bilivelde) nachzuweisen. Die Feste Sparrenburg stammt aus der Zeit Heinrichs des Löwen und diente in der Folge den Grafen von Ravensberg oft als Residenz. Doch stand B., welches im 13. Jahrh. Stadtrechte erhielt, bis zur Reformation unter der Herrschaft der Abtei Herford, von welcher dann die meisten weltlichen Hoheitsrechte auf die Herzöge von Jülich übergingen. Im Mittelalter gehörte B. zur Hansa. Die Reformation fand um 1545 in der Stadt Eingang, gleichzeitig wurden auch die Festungswerke erweitert. 1625 wurde B. vom Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg in Besitz genommen, 1626 aber wieder von den Kaiserlichen besetzt und erst 1646 dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm zuerkannt. Nachdem 1671 der Versuch des Bischofs von Münster auf einem Kreistag zu B., den Kurfürsten von Brandenburg für ein Bündnis mit Frankreich zu gewinnen, gescheitert war, wurde 1673 die Stadt von dem Bischof belagert, widerstand aber vermöge ihrer starken Befestigung. In der Nähe liegen der Johannisberg mit schönen Gartenanlagen und die Hünenburg. Vgl. Fricke, Die Stadt B. (Bielef. 1884); Michael, Chronik der Stadt B. (das. 1884 ff.).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 135
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[135] Bielefeld, (1885) 34,931 Einw.