Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Befāna“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 608
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Befāna. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 608. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bef%C4%81na (Version vom 20.10.2022)

[608] Befāna, ital. Beiname der Herodias (s. d.), die als weibliches Gegenstück des Ewigen Juden und des Wilden Jägers auch in der deutschen Volkssage des Mittelalters eine große Rolle spielt und jetzt noch, wie der Knecht Ruprecht bei uns, als Schreckbild und Popanz für die Einschüchterung unfolgsamer Kinder in Italien verwendet wird. Man nennt sie in Venedig auch Dona Bruta, in Brescia Beròla und in Friaul Redodese oder Aredodese. Nach der Volkssage hätte sie, ans Fenster gerufen, um den Zug der heiligen drei Könige zu sehen, geantwortet, sie müsse das Zimmer fegen und wolle sie bei ihrer Rückkehr sehen. Darum folgt man am Befanafest (5. Jan.), dem Abend vor Epiphania oder Befania (woher der Name), dem Wagen, auf welchem in Florenz das Bild der B. herumgefahren wird, mit brennenden Besen oder stellt sie in Gestalt einer Vogelscheuche ans Fenster, und in Rom tragen die Kinder, welche als B. verkleidet sind, über der Schulter einen Strumpf mit Näschereien, in einer Hand eine Laterne, in der andern ein langes Rohr (canna). Die äußere Gestalt der B. gleicht vielfach der von Frau Berchta (s. d.), mit der sie auch ihren Festtag gemein hat. Wer B. günstig stimmen will, muß an ihrem Fest Bohnen essen oder ein besonderes Gebet sprechen, das Ave Maria della B. heißt. Artigen Kindern bringt sie in der Nacht Spielsachen und Näschereien, unartigen Säcke mit Asche oder Briefe mit Verweisungen und Drohungen.