Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Baumbach“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 510511
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Baumbach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 510–511. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Baumbach (Version vom 29.03.2022)

[510] Baumbach, 1) Moritz von, kurhess. Staatsmann, geb. 23. Febr. 1789 zu Maastricht aus einer althessischen Adelsfamilie, studierte in Marburg die Rechte, trat 1809 unter westfälischer Herrschaft in den Justizdienst, machte 1813–14 die Freiheitskriege mit und wurde schon 1825 Mitglied des Oberappellationsgerichts. 1831 ward er Abgeordneter der Ritterschaft zum ersten verfassungsmäßigen Landtag, auf welchem er die Stelle eines Präsidenten bekleidete und sich der Regierung gegenüber als treuen Verfassungsfreund zeigte. Nach der plötzlichen Auflösung des Landtags 1832 verblieb B. in dem ständischen Ausschuß, der die Anklage gegen Hassenpflug einleitete. Abermals zum Landtagsabgeordneten gewählt, erhielt er von dem Ministerium keinen Urlaub und wurde 1834 als [511] Obergerichtsdirektor nach Rinteln versetzt. Erst 1839 durfte er wieder in den Landtag eintreten, der ihn wiederholt zum Präsidenten wählte. Seit März 1848 war B. Justizminister, bis 23. Febr. 1850 Hassenpflug abermals die oberste Leitung des kurhessischen Staats in seine Hand nahm. B. ward nun Obergerichtspräsident zu Marburg, nahm aber, da er durch sein Verbleiben im Amte den Verfassungsbruch nicht anerkennen wollte, ohne Pension seinen Abschied und siedelte 1863 nach Kassel über, wo er 15. Juni 1871 starb.

2) Louis von, Bruder des vorigen, geb. 22. April 1799, früher Hauptmann in hessischen Diensten, hatte bereits seinen Abschied genommen, als er 1833 in die kurhessische Ständeversammlung trat, in welcher er durch Sachkenntnis und Urteil in Militärangelegenheiten maßgebend wurde. 1837 von der Ritterschaft nicht wieder gewählt, trat er im März 1848 als Bevollmächtigter des Landgrafen von Philippsthal-Barchfeld wieder in die Ständeversammlung ein, die ihn zum Präsidenten erwählte, und in welcher er sich als Anhänger der konstitutionellen Monarchie erwies. Im Frankfurter Parlament, dem er vom 23. Nov. 1848 bis 16. Febr. 1849 angehörte, schloß er sich derjenigen Abteilung des Zentrums an, die ihre Vorberatungen im Augsburger Hof hielt. Auch ward er von der Versammlung dem Wehrausschuß beigeordnet. Mißvergnügt über die politischen Zustände seines Vaterlandes, veräußerte er seine Güter in Hessen und siedelte mit seiner Familie nach Milwaukee in Nordamerika über, wo er als Konsul für mehrere deutsche Staaten thätig war und 26. Jan. 1883 starb. Er schrieb: „Briefe aus den Vereinigten Staaten in die Heimat“ (Kass. 1851, Fortsetzung 1856).

3) Rudolf, Dichter, geb. 28. Sept. 1841 zu Kranichfeld in Thüringen, studierte zu Leipzig, Würzburg und Heidelberg Naturwissenschaften, war dann an mehreren Lehranstalten Österreichs thätig und lebt jetzt ausschließlich der Schriftstellern in Triest. Reisen in Italien, Griechenland, Ägypten und der Türkei haben sich nicht bloß für seine Studien, sondern auch für seine Lebensanschauung und seine poetischen Pläne fruchtbar erwiesen. Als Dichter führte er sich ein durch: „Zlatorog, eine slowenische Alpensage“ (Leipz. 1877, 3. Aufl. 1881), eine durch Formschönheit, farbenreiche Schilderungen und die Romantik einer jugendfrischen Phantasie ausgezeichnete Dichtung, die allgemein den günstigsten Eindruck machte. Derselbe steigerte sich noch bei den nachfolgenden „Liedern eines fahrenden Gesellen“ (Leipz. 1878, 4. Aufl. 1884) und „Neuen Liedern eines fahrenden Gesellen“ (das. 1880), dem Gedicht „Horand und Hilde“ (das. 1878), dessen Stoff der deutschen Mythologie entnommen ist, und den Dichtungen: „Frau Holde“ und „Sommermärchen“ (das. 1881); „Spielmannslieder“ (das. 1881); „Mein Frühjahr“ und „Von der Landstraße“ (das. 1882). Die jüngsten Gaben Baumbachs sind: „Abenteuer und Schwänke“ (Leipz. 1883); „Truggold“, Erzählung in Prosa (Berl. 1883), u. „Der Pate des Todes“, Dichtung (Lpz. 1884).