Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Baudry“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 462
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Baudry. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 462. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Baudry (Version vom 11.04.2021)

[462] Baudry (spr. bodri), Paul, franz. Maler, geb. 7. Nov. 1828 zu La Roche sur Yon (Vendée), ging mit einer Pension seiner Vaterstadt nach Paris, wo er den Unterricht von Drölling und Sartoris genoß, und 1850 nach Rom, wo er ein Jahr lang nach klassischen Meistern, besonders nach den Venezianern, studierte. Ein Erstlingsbild: das Kind und das Glück (1853 im Luxembourg), trägt ein vollkommen venezianisches Gepräge, ebenso wie einige dekorative Arbeiten. Nach Paris zurückgekehrt, kultivierte er bis 1861 die Porträtmalerei, die er nur 1857 durch die Bestrafung einer Vestalin (Museum in Lille) und 1859 durch die Toilette der Venus unterbrach. 1861 machte er mit der Ermordung Marats durch Charlotte Corday einen Schritt auf das Gebiet der Historienmalerei, kehrte aber 1863 mit der Perle und der Woge wieder zum Idealbild zurück, welches er mit feinem Geschmack, die Mitte zwischen gemeiner Sinnlichkeit, akademischer Kälte und niedrigem Naturalismus haltend, behandelte. Nachdem er den Auftrag erhalten, das Foyer der Neuen Oper zu dekorieren, begab er sich 1864 zu erneutem Studium der italienischen Freskomaler, insbesondere Michelangelos, nach Rom. Nach zehnjähriger Arbeit war die Ausschmückung des Plafonds mit drei großen Deckengemälden (Melodie und Harmonie, Tragödie und Komödie), dem Parnaß und der Apotheose Homers an den Schmalseiten, mit zehn die Wirkungen des Tanzes und der Musik und den Triumph der Schönheit illustrierenden Kompositionen und acht Musengestalten vollendet. In den letztern ist besonders der Einfluß Michelangelos zu erkennen, während sich das Kolorit und die Auffassung der andern Gemälde mehr an Veronese und an Primaticcio halten. Was die Musen an Vornehmheit der Haltung vermissen lassen, ersetzt reichlich Baudrys Hauptwerk, die Glorifikation des Gesetzes als Deckengemälde für den Kassationshof in Paris, welches ihm die Ehrenmedaille des Salons von 1881 einbrachte. Adel der Form, eine harmonische Ruhe des lichten Kolorits und eine geistvoll und kühn aufgebaute Komposition vereinigen sich zu großartiger monumentaler Haltung. 1882 folgten eine Allegorie der Wahrheit und ein Plafond mit der Hochzeit Amors und Psyches, 1883 dekorative Malereien für Schloß Chantilly. Die Vorzüge einer ungesuchten Noblesse u. eines eleganten Kolorits zeichnen auch seine Bildnisse aus. B. ist einer der vollkommensten Repräsentanten des französischen Kunstvermögens mit seinen Tugenden und Fehlern.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 95
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[95] Baudry, Paul, franz. Maler, starb 17. Jan. 1886 in Paris. Vgl. Ephrussy, Paul B., sa vie et son œuvre (Par. 1887).