MKL1888:Attĭcus
[30] Attĭcus, 1) Titus Pomponius, gelehrter und einflußreicher röm. Ritter, geb. 109 v. Chr., widmete sich 86–65 in Athen dem Studium griechischer Kunst und Wissenschaft und erwarb sich hier durch seine gründliche Kenntnis der griechischen Sprache und Litteratur sowie durch die Unterstützungen, die er den damals schwer bedrängten Athenern gewährte, den Beinamen A., mit dem er gewöhnlich benannt wird. Nach Rom zurückgekehrt, lebte er als Privatmann, stand aber mit den angesehensten Staatsmännern, wie dem jüngern Marius, Sulla, Brutus, Cassius, Hortensius, Antonius, Octavianus, vor allen aber mit Cicero, in Verbindung. Letzterer führte mit ihm einen vertrauten, noch erhaltenen Briefwechsel, widmete ihm auch die Schriften über das Alter und die Freundschaft und läßt ihn im dritten Buch über die Gesetze redend auftreten. Für A.’ hohe wissenschaftliche Bildung und schriftstellerische Thätigkeit sprechen viele ausdrückliche Zeugnisse der Alten; wir besitzen jedoch von seinen teils lateinisch, teils griechisch abgefaßten Schriften („De imaginibus eruditorum“, „Über Ciceros Konsulat“, Briefe u. a.) nichts mehr. Seinem geschichtlichen Werk (einer chronologischen Übersicht der gesamten römischen Geschichte in Einem Buch, „Annalis“ genannt) wird Genauigkeit und Geschick in der Anordnung nachgerühmt. In der Philosophie folgte A. dem Epikur. Er starb 32 den freiwilligen Hungertod, veranlaßt durch eine schmerzhafte Krankheit. Sein Leben von Cornelius Nepos ist von dessen Lebensbeschreibungen die einzige, welche auf eigner selbständiger Kenntnis beruht und sich daher durch Inhalt und Glaubwürdigkeit auszeichnet. Vgl. Hulleman, Diatribe in T. P. Atticum (Utr. 1838, mit den Bruchstücken seiner Werke); Boissier, Cicero und seine Freunde (deutsch, Leipz. 1870).
2) Herodes, Rhetor, s. Herodes.