Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asturĭen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 987
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Asturĭen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 987. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Astur%C4%ADen (Version vom 03.05.2023)

[987] Asturĭen, früher span. Provinz, jetzt offiziell Oviedo (s. d.) genannt. Die Asturier sind ein starker Menschenschlag, rauh, aber mutig, tapfer, rechtlich, arbeitsam und von unerschütterlicher Gemütsruhe. Sie leiten ihren Ursprung von den Goten ab, und in der That sind sie aus einer Vermengung dieser mit den Ureinwohnern (s. unten) hervorgegangen. Sie nennen sich, wie die Leonesen, Basken etc., „alte Christen“ (christianos viejos) und sprechen einen von aller arabischen Beimengung freien Dialekt (lenguaje bable genannt), den man als die Mutter des jetzigen Kastilischen betrachtet. Da sie sich übrigens nicht alle in ihren Gebirgen zu ernähren vermögen, so suchen viele ihr Brot im Ausland als Kutscher und Bediente, als welche sie für sehr zuverlässig gelten. Die Bevölkerung Asturiens lebt zum größten Teil in zerstreuten Gehöften, Häusergruppen und Weilern. A. führte diesen Namen schon zur Römerzeit und gehörte zu Hispania Tarraconensis, umfaßte aber nicht bloß das heutige A., sondern auch Leon und Valladolid bis an den Duero. Berühmt waren die Goldbergwerke und edlen Pferde des Landes. Die Bewohner, Astures oder Astyres, galten für wild und roh und zerfielen in Transmontani (Bergbewohner im eigentlichen A.), mit der Stadt Ovetum (Oviedo), und in Augustani (Bewohner der südlichen Ebenen), mit der Hauptstadt Asturica Augusta (Astorga). Die Asturier widerstanden lange mit dem Mut und der Kraft eines freiheitliebenden Bergvolks den Unterjochungsversuchen der Römer; erst um 22 v. Chr. unterlagen sie der Übermacht des Augustus. Später ward A. das Asyl der Goten, welche sich, selbst nachdem die Araber (seit 711) fast ganz Spanien überschwemmt hatten, hier behaupteten und sich mit den Asturiern vermischten. Der gotische Fürst Pelayo nahm mit 1000 Kriegern eine sichere Stellung in der Höhle von Covadonga im Asturischen Gebirge, schlug von hier aus alle Angriffe der Mauren zurück, eroberte Leon wieder und gründete ein eignes Königreich, das anfangs nach der Hauptstadt Oviedo, später Leon hieß, als der König Fruela 924 dahin seine Residenz verlegt hatte. Nach dem Erlöschen des Mannsstammes der alten Könige (1037) fiel A. an Kastilien. Seit 1230 für immer mit diesem Reich vereint, bildete A. fortan unter dem Titel eines Fürstentums eine Provinz der kastilischen, dann der spanischen Monarchie, und der jedesmalige Kronprinz von Spanien führte (seit 1388) den Titel „Prinz von A.“ A. genoß früher viele Freiheiten vor den kastilischen Provinzen, die selbst die strengsten Könige Spaniens nicht anzutasten wagten (auch die Inquisition fand bei ihnen keinen Eingang); erst die Revolution von 1820 hob dieselben auf, doch wurden bereits 1823 viele derselben wiederhergestellt.