Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Astorga“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 968
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Astorga. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 968. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Astorga (Version vom 15.09.2022)

[968] Astorga, Bezirksstadt in der span. Provinz Leon, am Tuerto und an der spanischen Nordwestbahn, mit starken, aus der Römerzeit stammenden Mauern und den Trümmern eines alten Schlosses, hat eine prächtige Kathedrale und (1878) 4483 Einw., welche Schokoladefabrikation, Leinenspinnerei und -Weberei betreiben. – A., seit dem 3. Jahrh. Bischofsitz, ist das alte Asturica Augusta, Hauptstadt der Asturier. Im J. 1810 that sich die Stadt durch tapfere Verteidigung gegen die Franzosen hervor.

Astorga, Emanuele d’, ital. Kirchenkomponist; geb. 11. Dez. 1681 zu Palermo, Sohn eines Reichsbarons, der wegen Teilnahme an einer Verschwörung gegen die spanische Herrschaft in Sizilien 1701 im Beisein des Sohns hingerichtet ward, fand auf die Fürsprache der Prinzessin Orsini eine Zufluchtsstätte in einem Kloster der spanischen Stadt A. (nach welcher er sich in der Folge nannte) und tauchte später als trefflicher Sänger und Gesangskomponist am Hof des Herzogs von Parma auf. Nachdem er diesen wegen eines Verhältnisses mit der Tochter des Herzogs hatte verlassen müssen, führte er ein unstetes Wanderleben in Spanien, Portugal, Italien, England und verbrachte seine letzten Lebensjahre in einem Kloster zu Prag, wo er 21. Aug. 1736 starb. Von Astorgas Kompositionen, bestehend in geistlichen Werken, Opern, Kammerarien etc., ist das „Stabat mater“ (in neuer Bearbeitung von Rob. Franz erschienen, Halle 1864) mit Recht auch von der Gegenwart als klassisch anerkannt.