Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Asthenopīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 963
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Asthenopīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 963. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Asthenop%C4%ABe (Version vom 27.12.2022)

[963] Asthenopīe (griech., Gesichtsschwäche), undeutliches, verschwommenes Sehen, besonders in der Nähe befindlicher Gegenstände, beruht nicht auf einer Schwäche der lichtempfindenden Netzhaut, sondern darauf, daß wegen fehlerhafter Einstellung des Auges keine scharfen Bilder der Gegenstände auf der Netzhaut zu stande kommen. Die A. ist häufig eine Folge desjenigen fehlerhaften Baues des Auges, welchen Donders als Hypermetropie (s. d.) bezeichnet hat (sogen. Asthenopia accommodativa). In diesen Fällen wird die A. durch die Anwendung konvexer Brillengläser gebessert. In andern Fällen beruht die A. auf einer Schwäche der innern geraden Augenmuskeln (Asthenopia muscularis), so daß es nicht gelingt, die zum deutlichen Sehen in der Nähe erforderliche Konvergenz der Augenachsen herbeizuführen. Auch entzündliche Zustände der Bindehaut des Auges und der Krampf des Akkommodationsmuskels im Innern des Auges können die Erscheinungen der A. herbeiführen. Die Diagnose der A. und ihrer Ursachen, von welch letztern die Behandlung des Übels im einzelnen Fall abhängt, ist eine so schwierige, daß sie nur von einem wissenschaftlich gebildeten Spezialaugenarzt vorgenommen werden kann.