Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Artocarpus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 887
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Artocarpus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 887. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Artocarpus (Version vom 15.09.2022)

[887] Artocarpus L. (Brotbaum, Brotfruchtbaum), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, Bäume mit meist fiederspaltigen, handförmigen oder buchtig eingeschnittenen Blättern und zweihäusigen Blüten, von denen die männlichen Kätzchen bilden, während die weiblichen gedrängt auf einem fleischigen Kolben stehen, welcher zu einer kugeligen, höckerigen Frucht auswächst, die bei manchen Kulturvarietäten samenlos ist. Etwa 30 tropische Arten. A. incisa L. fil. (gemeiner Brotfruchtbaum, s. Tafel „Nahrungspflanzen“), ein 12–18 m hoher Baum mit eingeschnittenen Blättern, auf den Südseeinseln, besonders auf Tahiti, heimisch, von wo er im vorigen Jahrhundert nach Westindien und Südamerika verpflanzt ward, enthält sehr zähen, fadenziehenden Milchsaft und trägt ovale, 40 cm lange und 24 cm dicke, fleischige Früchte. Diese enthalten vor der Reife ein weißes, mehliges Mark und bilden in diesem Zustand für die Südseeinsulaner das vorzüglichste Nahrungsmittel. Sie werden geschält, in Blätter gewickelt, auf heißen Steinen gebacken und besitzen dann einen den Bananen ähnlichen Geschmack. Drei Bäume sind im stande, einen Menschen jahraus jahrein zu ernähren, denn während der drei Monate, wo der Baum keine Früchte hat, leben die Insulaner großenteils von der eingemachten Frucht. Die völlig reife Frucht mit breiigem, gelbem Mark schmeckt unangenehm. Die öligen Kerne sind dagegen genießbar. Auf Martinique, Réunion, in Guayana und Brasilien bereitet man aus den Früchten Stärkemehl. Die Milch der Rinde gibt Vogelleim, auch kann daraus Kautschuk gewonnen werden. Das gelbe, schwammige Holz dient als Bauholz. Aus dem Bast junger Zweige des Baumes fertigen die Insulaner Kleider. A. integrifolia L. fil. (indischer Brotbaum) trägt an den dicken Ästen und am Stamm bisweilen bis zur Erde herabhängende, 5–12½ kg schwere Früchte, Jaka genannt, welche auch im reifen Zustand genießbar sind. Auf Ceylon dienen sie einen großen Teil des Jahrs über als Nahrung. Man ißt sie roh, gekocht oder in Palmöl gebraten; aus dem getrockneten Mehl des Fleisches bäckt man Kuchen. Der indische Brotbaum liefert auch Kautschuk und ein Harz, welches als Dammar selo in den Handel kommt. Der Absud der Wurzel wird gegen Durchfall, das harte Holz (Jakholz, Jacqueiraholz) wie Mahagoni angewendet; die Rinde dient zum Gerben und Färben. Das Vaterland dieser Art ist Ostindien. A. pubescens Willd. ist ein ansehnlicher Baum in Ostindien, dessen Holz sehr hart, inwendig rötlich ist. Die Frucht ist faustgroß, weichstachlig, dem Stechapfel ähnlich, sehr wohlschmeckend; aber ihr übermäßiger Genuß bewirkt leicht Durchfall, wogegen jedoch die Wurzel und Rinde des Baumes selbst die sichersten Heilmittel sind. Das Holz wird zu Kisten und Kähnen verwendet. Die beiden ersten Arten sind Zierden hoher und großer Warmhäuser. Vgl. Forster, Geschichte und Beschreibung des Brotbaumes (Kassel 1784).