Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arkansas“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 823824
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Arkansas. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 823–824. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Arkansas (Version vom 18.06.2023)

[823] Arkansas (abgekürzt Ark.), einer der südwestlichen Staaten der nordamerikan. Union, grenzt im N. an Missouri, im O. an Tennessee und Mississippi, von beiden Staaten durch den Fluß Mississippi getrennt, im S. an Louisiana und umfaßt ein Areal von 139,466 qkm (2533 QM.) (s. Karte „Vereinigte Staaten etc. III“). Der ganze Ostteil ist Flachland und in der Nähe des großen Stroms, der alljährlich übertritt, zum Teil auf weite Strecken mit Sümpfen und Wald bedeckt. Nach W. zu hebt sich der Boden allmählich und wird hügelig; wellige Prärien unterbrechen hier die Wälder. Dann treten die Ozarkberge auf, die, bis 650 m hoch, den Staat in nordwestlicher Richtung durchziehen und in zwei ungleiche Hälften teilen, deren südliche nach Klima und Produkten den Übergang zu den Golfstaaten bildet, während die nördliche reich an vortrefflichen Weiden ist. In geognostischer Beziehung unterscheidet man: 1) Alluvialbildungen im NW., 2) Kreideformationen im SW., in denen man Knochen riesiger Saurier und zahlreiche versteinerte Haifische gefunden hat, und 3) Kohlenformationen (bituminöse und semibituminöse), eine Fortsetzung der Missourifelder. Granite, Syenite und Basalte sind nur spärlich vorhanden. An schiffbaren Flüssen ist kaum ein Staat reicher als A., doch sind die meisten infolge der großen und anhaltenden Sommerhitze größern Fahrzeugen nur neun Monate im Jahr zugänglich. Die bedeutendsten sind außer dem Mississippi (auf der Ostgrenze) der Arkansas, der eigentliche Hauptstrom des Landes, das er mitten durchschneidet; ferner der St. Francis und White River im NO., der Washita mit zahlreichen Nebenflüssen im S., der Red River, der nach Louisiana übertritt, im SW. Das Klima ist in den höher gelegenen Landstrichen sehr gesund, in den Niederungen dagegen, namentlich im O. gegen den Mississippi hin, in gleichem Grad schädlich. Die Zahl der Einwohner betrug 1870: 484,471, dagegen 1880: 802,525 Seelen (210,666 Neger, 133 Indianer), die sich vorwiegend mit Landwirtschaft beschäftigen. Trotz der fünf Colleges läßt die Bildung noch viel zu wünschen übrig, denn 25 Proz. der über zehn Jahre alten Weißen und 75 Proz. der Schwarzen sind des Lesens unkundig . Vom Gesamtareal sind 9,5 Proz. angebaut. Ergiebig sind namentlich der durch Deiche (levees) geschützte Boden am Mississippi und die Alluvialflächen am Arkansas, im NW. aber kommen große Strecken wertloser Sandflächen vor. Gebaut werden vorzüglich Mais (1882: 13 Mill. hl), dann Baumwolle (697,000 Ballen) und Tabak, ferner Hafer, Weizen, Bataten und auch etwas Wein. An Vieh zählte man 1883: 252,760 Pferde und Maultiere, 687,216 Rinder, 239,256 Schafe und 1,953,189 Schweine. Die Wälder bedecken noch 65 Proz. des ganzen Gebiets und bieten wertvolles Holz in Fülle, das in Sägemühlen zugerichtet und großenteils flußabwärts verflößt wird. Auch Wild findet sich in den Wäldern und sumpfigen Niederungen noch in Überfluß. Ungemein groß ist der Reichtum des Landes an Mineralien. Zink, Eisen, Blei, Kupfer, Kaolin kommen vor, Steinkohlen sind über ein Gebiet von 30,000 qkm verbreitet, und 1882 sind schon 50,000 Tons gewonnen worden. Im Washitathal finden sich heiße Quellen und ein ungeheures Lager von Schleifsteinen (Ölsteinen), die den türkischen an Güte gleichgeschätzt werden. Die [824] Industrie liegt noch in der Kindheit; den Handel fördern die natürlichen Wasserstraßen und die seit 1860 erbauten Eisenbahnen (Anfang 1884: 2787 km). Die Ausfuhr besteht vornehmlich aus Holz, Getreide, Baumwolle, Tabak, Wolle und Häuten. Die Verfassung vom Jahr 1868 erkennt die Gleichheit aller vor dem Gesetz an. Die gesetzgebende Macht liegt in den Händen eines Senats von 30 und eines Repräsentantenhauses von 94 Mitgliedern. Der Gouverneur und die andern Staatsbeamten werden auf zwei Jahre, die Richter aber auf acht Jahre vom Volk gewählt. Die Staatsrevenue beläuft sich auf etwa 2,700,000 Doll.; die Staatsschuld beträgt (Oktober 1883) 5,143,000 Doll., abgesehen von 11,031,000 Doll., deren Ausgabe vom obersten Gerichtshof des Staats als unkonstitutionell erklärt wurde. Hauptstadt ist Little Rock. – A. hat seinen Namen von einem Indianerstamm, und die erste Ansiedelung im Gebiet wurde 1685 von französischen Kanadiern gebildet; 1803 fiel es mit Louisiana an die Vereinigten Staaten und wurde schon 1836 als Staat aufgenommen; 1861 trat es der Konföderation der Südstaaten bei, aber bereits 10. Sept. 1863 wurde Little Rock von den Unionstruppen besetzt. Seit 1868 bildet es wiederum einen vollberechtigten Bestandteil der Union.