Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arkade“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 821822
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Arkade. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 821–822. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Arkade (Version vom 18.06.2023)

[821] Arkade (v. lat. arcus, „Bogen“), ein durch mehrere aneinander oder hintereinander gereihte, auf Säulen, Pfeilern oder Säulen und Pfeilern ruhende Bogenstellungen gebildeter Gang, welcher wenigstens nach einer Längsseite hin geöffnet ist. Befindet er sich in einem höher gelegenen Stockwerk, so nennt man ihn wohl auch Galerie. Die Anwendung der Arkaden reicht in die ältesten Anfänge der Baukunst hinauf. Schon in Indien, wo sie wohl durch das Bedürfnis des Schattens hervorgerufen wurden, wie auch in den Tempeln und Palästen der alten Ägypter spielen Säulengänge und Arkaden eine große Rolle. Griechen und Römer gaben ihnen die weiteste Anwendung; nicht bloß die öffentlichen Plätze für Volksversammlungen und Spiele sowie die Orte, wo ihre Philosophen lehrten, waren mit Bogengängen umgeben, sondern auch Straßen und Märkte häufig mit solchen umsäumt. Von den Römern verbreitete sich ihre Anwendung weiter in das nördliche Europa, diente aber hier mehr der Zierde und dem Luxus als dem Bedürfnis. Die altchristliche Baukunst trennte das Hauptschiff der Basiliken von deren Seitenschiffen durch Arkaden, das Mittelalter erweiterte im romanischen Stil sie bereits zum Kreuzgang, welcher eine auf dem Grundriß eines Quadrats ringsherum geführte A. ist; die Gotik, wie der romanische und schon der römische Stil, kennt sie auch in miniaturmäßiger Auffassung als architektonisches Ornament. Auf dem Gebiet der Städtearchitektur finden wir sie im Mittelalter als Laube im Parterregeschoß der Häuser von Städten wie Braunschweig und Bern ausgebildet und namentlich vor Rathäusern, wie in Bremen und Köln (sogen. Ratslauben), und andern [822] öffentlichen Gebäuden (z. B. in der ehemaligen Gerichtslaube in Berlin). Prachtvoll ist die Arkadenarchitektur in dem maurischen Stil ausgebildet, wie er in den Bauten der Alhambra vertreten ist. An Prachtgebäuden werden die durch die Pilaster auf der innern Mauerfläche gebildeten Nischenräume mit Malerei verziert; das schönste Beispiel einer solchen Dekoration aus neuester Zeit sind die Arkaden des Hofgartens in München. (S. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 1, 12, 13; Taf. VII, Fig. 1; Taf. VIII, Fig. 5, 15.)