Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aristobūlos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 812
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Aristobūlos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 812. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aristob%C5%ABlos (Version vom 07.05.2022)

[812] Aristobūlos, 1) A. I., Sohn des makkabäischen Fürsten Johannes Hyrkanos, nahm nach dessen Tod (106 v. Chr.) den Königstitel und seinen Bruder Antigonos zum Mitregenten an, während er die drei übrigen Brüder und seine Mutter einkerkern und im Gefängnis verhungern ließ. Die Ituräer zwang er, das Judentum anzunehmen. Seinen um diesen Erfolg verdienten Bruder Antigonos ließ er ermorden und starb 105, von Gewissensbissen gequält. Ihm folgte sein ältester Bruder, Alexander Jannäos.

2) A. II., Neffe des vorigen, Sohn des Alexander Jannäos, stieß seine Mutter Alexandra 69 v. Chr. vom Thron und zwang seinen Bruder Hyrkanos (II.), ihm die Herrschaft in Jerusalem abzutreten, behauptete sich auch gegen eine neue Erhebung desselben. Als 64 Pompejus nach Palästina kam und Hyrkanos II. diesen um Hilfe bat, suchte A. denselben durch reiche Geschenke für sich zu gewinnen, erreichte aber seinen Zweck nicht und wurde, als er sich gegen den von Pompejus unterstützten Hyrkanos behaupten wollte, besiegt und gefangen genommen, während Hyrkanos 63 Ethnarch ward. A., dessen zwei Söhne Alexander und Antigonos und zwei Töchter wurden von Pompejus in Rom im Triumph aufgeführt. A. entfloh später (56) aus der römischen Gefangenschaft und trat in Palästina als Prätendent auf. Das Volk strömte ihm zwar zu, doch wurde er vor Machäros von Sisenna geschlagen, schwer verwundet, gefangen und nebst seinem Sohn Antigonos abermals nach Rom geschickt. Cäsar gab A. 49 nicht bloß die Freiheit, sondern überließ ihm sogar zwei Legionen zur Wiedereroberung Judäas. Aber der Pompejaner Q. Metellus Scipio, der eben Syrien als Provinz erhalten hatte, ließ A. unterwegs durch Gift beseitigen.

3) Alexandrinisch-jüd. Peripatetiker zu Alexandria, um 180 v. Chr., angeblich Verfasser eines allegorischen Kommentars über die Bücher Mosis, worin gezeigt werden sollte, daß alle Weisheit der griechischen und römischen Schriftsteller von Moses entlehnt sei. Dieses Werk, von den Kirchenvätern öfters genannt, ist nach den neuesten Untersuchungen das Produkt eines weit spätern Schriftstellers, der den Namen des im 2. Buch der Makkabäer (1, 10) vorkommenden A. gebrauchte, um dadurch seiner Schrift mehr Eingang zu verschaffen. Vgl. Valckenaer, Diatribe de Aristobulo Judaeo (hrsg. von Luzac, Leiden 1806).