Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Argelander“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 788
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Argelander. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 788. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Argelander (Version vom 09.12.2021)

[788] Argelander, Friedrich Wilhelm August, Astronom, geb. 22. März 1799 zu Memel, bezog 1817, um Kameralwissenschaften zu studieren, die Universität Königsberg, wurde jedoch durch Bessel für die Astronomie gewonnen und ward 1820 Gehilfe an der Königsberger Sternwarte und 1822 Privatdozent. Hier veröffentlichte er: „Über die wahre und scheinbare Bahn des großen Kometen von 1811“ (Königsb. 1822), und 1823 folgte er einem Ruf als Observator nach Abo, wo er sich vorzüglich mit Beobachtung der Sterne von starker eigner Bewegung beschäftigte. Die Resultate derselben legte er in dem Werk „DLX stellarum inerrantium positiones mediae ineunte anno 1830“ (Helsingf. 1835) nieder. Durch diese Arbeit fanden die Angaben Herschels über die scheinbare Richtung der Sonnenbewegung Bestätigung und wesentliche Präzisierung. Im J. 1828 zum ordentlichen Professor ernannt, siedelte er 1832 nach Helsingfors über und leitete hier den Bau der neuen Sternwarte, die 1834 vollendet ward. Im J. 1837 erhielt er die Professur an der neu zu erbauenden, erst 1845 vollendeten Sternwarte in Bonn, wo er 17. Febr. 1875 starb. Er schrieb: „Observationes astronomicae in specula universitatis literariae fennicae factae“ (Helsingf. 1830–1832, 3 Bde.), die Beobachtungen von 1821 bis 1828 umfassend, und „Über die eigne Bewegung des Sonnensystems“ (Petersb. 1837). Als Resultat seiner auf einer interimistischen Sternwarte angestellten Beobachtungen gab er unter dem Titel: „Uranometria nova“ (Berl. 1843) 18 Himmelskarten heraus, welche die wichtigen Größenverhältnisse der in unsern Gegenden mit bloßen Augen sichtbaren Gestirne (3224 Sterne nebst 13 veränderlichen Sternen, 15 Sternhaufen und 4 Nebelflecken) und die Gegend um den Südpol darstellen. In Bezug auf die Helligkeit der Sterne ist das Werk Autorität. Später veröffentlichte er „Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Bonn“ (Bonn 1846), worin die Durchmusterung des nördlichen Himmels von 45 bis 80° Deklination als Fortsetzung der Besselschen Zonenbeobachtungen enthalten ist und die Positionen von etwa 22,000 Sternen nachgewiesen werden. Im 2. Bande der „Beobachtungen“ folgte die zonenweise Durchmusterung des Himmels von 15 bis 31° südlicher Deklination. Noch wichtiger aber ist die unter Argelanders Leitung von Schönfeld und Krüger 1852–59 ausgeführte Durchmusterung des nördlichen Himmels, welche zum Zweck hatte, alle Sterne des nördlichen Himmels, die in einem Fraunhoferschen Kometensucher von 34 Linien Öffnung sichtbar sind, nach Rektaszension und Deklination zu bestimmen und in Karten einzutragen („Atlas des nördlichen gestirnten Himmels“, Bonn 1857–63, 40 Karten). Auf dem Raum von −2° Deklination bis zum Nordpol sind 324,198 Sterne beobachtet worden. Das zu dieser Arbeit gehörige Sternverzeichnis publizierte er im 3.–5. Bande der „Astronomischen Beobachtungen“. Auch knüpften sich daran: „Mittlere Örter von 33,811 Sternen“ (Bonn 1867), „Untersuchungen über die Eigenbewegung von 250 Sternen“ (das. 1869) und andre wichtige Publikationen. Vorzügliche Aufmerksamkeit widmete er auch den veränderlichen Sternen, und seine „Beobachtungen und Rechnungen über veränderliche Sterne“ im 7. Bande der Bonner „Beobachtungen“ (Bonn 1868, auch einzeln erschienen) sind das Vollständigste, was über diesen Gegenstand bis jetzt vorliegt.