Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Archangelica“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Archangelica“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 767
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Engelwurzen
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Archangelica. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 767. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Archangelica (Version vom 09.01.2022)

[767] Archangelica Hoffm. (Engelwurz), meist große Kräuter mit mehrfach fiederig zusammengesetzten Blättern, großen, vielstrahligen Dolden, aus wenigen kleinen Blättchen bestehenden oder fehlenden Hüllen und aus vielen kleinen, borstenförmigen Blättchen zusammengesetzten Hüllchen, weißen Blüten und eiförmigen oder eiförmig-länglichen Früchten. Fünf Arten in Nordamerika und Asien und eine in Europa. A. officinalis Hoffm. (Angelica offic. Mönch, Angelica A. L., echte Engelwurz) erreicht Manneshöhe, hat einen kahlen, stielrunden, gerillten, gewöhnlich rotbraun überlaufenen Stengel, kahle, unterseits bläulichgrüne Blätter, an den obern Blattstielen sackartig aufgeblasene Scheiden und große, reichstrahlige, sehr konvexe, mehlig-flaumige Dolden. Die Pflanze wächst im hohen Norden bis zur Discobai in Westgrönland, auf Island, in Skandinavien und Sibirien; südlich findet sie sich vereinzelt noch bis zu den deutschen Mittelgebirgen. Die offizinelle Wurzel, welche im Handel vorkommt, stammt von kultivierten Pflanzen aus Thüringen und dem Erzgebirge; sie ist außen hellbraun, innen weiß, sondert eine gelbliche Milch ab, schmeckt zuerst süßlich, dann brennend aromatisch und bitterlich angenehm und riecht stark aromatisch. Sie enthält ätherisches Öl, Harz, Angelicin, Angelikasäure, Buttersäure, Zucker, Bitterstoff, Gerbsäure, Äpfelsäure etc. und wirkt auf den Magen und den Verdauungskanal als aromatisches Reizmittel. Zu äußerlichem Gebrauch bereitet man den Spiritus Angelicae compositus: Alkohol, über Angelikawurzel, Baldrian und Wacholderbeeren destilliert und mit Kampfer versetzt. Im Norden gilt die Wurzel als eins der beliebtesten Gewürze und Hausmittel; man genießt auch die Stengel und Blattstiele in Grönland, Island, Skandinavien und in Frankreich als Gemüse, bei uns mit Zucker kandiert als beliebtes Konfekt; die Lappen essen sogar die Dolden. Im Mittelalter wurde die Angelika von den Mönchen in Deutschland kultiviert.