Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arbogast“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 764
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Arbogast. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 764. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Arbogast (Version vom 03.11.2021)

[764] Arbogast (Arbogastes), ein Franke von Abstammung, trat frühzeitig in römische Kriegsdienste und ward vom Kaiser Gratian (367–383) zum Oberfeldherrn gegen die Deutschen am Rhein und an der Donau erhoben. Er war nach Gratians Ermordung als Magister militum die Stütze Valentinians II. und des weströmischen Reichs gegen die Barbaren und trug 388 zum Sturz des Gegenkaisers Maximus wesentlich bei. Als aber Valentinian, der Abhängigkeit von A. müde, ihm 392 die Entlassung aus seiner Würde ankündigte, erklärte er, er habe seine Macht nicht vom Kaiser empfangen und gedenke auch nicht, sie durch ihn zu verlieren. Wenige Tage darauf ward der Kaiser, ohne Zweifel auf Anstiften Arbogasts, ermordet. Letzterer, wohl wissend, auf welchen Widerwillen beim römischen Volk die Herrschaft eines Barbaren stoßen werde, nahm den Purpur nicht selbst an, sondern bekleidete damit den Grammatiker, nachherigen Geheimschreiber und Magister officiorum, Eugenius, um durch diesen desto sicherer zu herrschen. Eine Gesandtschaft zeigte dem Kaiser des Ostens, Theodosius, den Tod Valentinians II. an und verlangte die Anerkennung des neuen Kaisers. Theodosius nahm die Gesandtschaft an, da er im Augenblick nicht im stande war, es mit A. im Feld aufzunehmen, zog aber nach zwei Jahren mit einem durch Hunnen, Alanen, Goten, Iberier etc. verstärkten Heer nach Italien und schlug bei Aquileja den A. nebst seinem Schattenkaiser aufs Haupt. Der letztere wurde gefangen und hingerichtet; A. entkam, irrte zwei Tage im Gebirge umher und stürzte sich dann verzweifelnd in sein Schwert (394). Vgl. Morpurgo, A. e l’imperio romano 379–394 (Triest 1883).