Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Araceen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 733
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Araceen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 733. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Araceen (Version vom 20.08.2021)

[733] Araceen (Aroideen, Arongewächse, arumartige Gewächse, Kolbenblütler), vielgestaltige monokotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Spadicifloren, Stauden zum Teil mit Milchsaft, kriechendem oder knolligem Wurzelstock oder halbstrauchartige, ansehnliche Gewächse. Die wechselständigen, meist sehr großen Blätter sind bei wenigen (Kalmus) lang und schmal schwertförmig, bei den meisten haben sie einen am Grund scheidenförmigen Stiel und eine breite, meist sehr große Fläche von pfeil-, herz- oder schildförmiger, selten gefiederter Gestalt mit hand- oder fußförmigen Nerven, zwischen denen bei einigen die Blattmasse durchbrochen ist. Die Blütenstände bilden Kolben, an deren Grund sich ein großes, oft eigentümlich gefärbtes Hüllblatt (Spatha) befindet. Die eingeschlechtigen oder zwitterigen Blüten bieten zahlreiche Zwischenfälle zwischen der drei- oder zweigliederigen typischen Monokotylenblüte und dem Vorkommen eines einzigen Staub- oder Fruchtblatts dar. Die ca. 750 Arten der A. sind zum Teil charakteristische Pflanzen der tropischen Urwälder, zumal Amerikas, einige gehören auch Nordamerika und den Ländern des Mittelmeers, wenige dem übrigen Europa an. Sie zerfallen in die Unterfamilien: Pothoideen mit den Gattungen Pothos, Anthurium, Calla, Acorus, Monsteroideen, Lasioideen (Urospatha, Amorphophallus), Philodendreen (Richardia, Philodendron), Aglaonemoideen, Kolokasioideen (Colocasia, Xanthosoma), Staurostigmoideen, Aroideen (Arum, Arisaema), Pistaceen (Pistia) und Lemneen (Lemna). Die letztern beiden Gruppen gehören zu den stark reduzierten, mutmaßlich ältesten Urformen der A. Fossil ist nur die Gattung Pistia bekannt. Sie enthalten in ihren Wurzelstöcken neben viel Stärkemehl einen flüchtigen Giftstoff, der aber durch Trocknen oder Rösten sich leicht verliert, daher die so zubereiteten Teile mehrfach als Arzneimittel dienen, zum Teil aber auch eßbar sind. So werden mehrere ausländische Arten, wie Colocasia antiquorum Schott, C. esculenta Schott etc., in Sümpfen angebaut, und ihre großen Wurzelstöcke, Taro oder Kalo genannt, machen ein Hauptnahrungsmittel vieler Südseeinsulaner aus. Der Kalmus (Acorus Calamus L.) wird seines aromatischen Wurzelstocks wegen in Europa gezogen. Vgl. Schott, Genera Aroidearum (Wien 1858); Engler, Vergleichende Untersuchungen über die morphologischen Verhältnisse der A. (Leipz. 1877); Derselbe, Araceae. Prodromi continuatio, Bd. 2 (1879).