Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arăchis“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 733
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Arăchis. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 733. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ar%C4%83chis (Version vom 27.12.2022)

[733] Arăchis L. (Erdnuß, Erdmandel, Erdeichel, Erdbohne, Erdpistazie, Mandubibohne), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, mit wenigen, meist brasilischen Arten. A. hypogaea L. (s. Tafel „Nahrungspflanzen III“), eine einjährige, ästige, niederliegende oder höchstens 60 cm ansteigende Pflanze, trägt zweipaarige Fiederblätter, in deren Winkeln gewöhnlich paarweise gelbrote Schmetterlingsblüten stehen, von denen nur die untersten fruchtbar sind. Nach dem Abblühen verlängert sich das Blütenstielchen, senkt sich und läßt den Fruchtknoten 5–8 cm tief in den Boden eindringen, in welchem die Frucht zur Reife kommt. Dieselbe bildet eine eiförmige oder cylindrische, nicht aufspringende, meist zweisamige Hülse von 15–30 mm Länge. Die kupferroten bis violettbräunlichen, seltener weißlichen Samen schmecken mandelartig mit einem Beigeschmack nach Bohnen, enthalten 28 Proz. Proteinstoffe, wenig Gummi und Zucker, mehr Stärkemehl und liefern 43–50 Proz. fettes Öl. Die A. ist eine uralte und höchst wichtige Kulturpflanze; ihre Heimat ist nicht bekannt, sie wird aber im ganzen mittlern Afrika von der Küste von Mosambik durch das Gebiet des Bahr el Gazal, des Weißen Nils bis Kordofan und Dar Fur sowie im ganzen Becken des Tsadsees, durch Sudân bis zur Westküste kultiviert. Schon im 16. Jahrh. kam sie nach Westindien, in Brasilien ist ihre Kultur jedenfalls älter als die europäische Einwanderung; aber hier wie in Uruguay, China, Kochinchina, Japan und auf den pazifischen Inseln ist sie nicht von gleicher Bedeutung wie in Afrika. In sehr großartigem Maßstab wird sie in Madras und in den südlichen Staaten von Nordamerika angebaut, auch in Spanien, Frankreich, Algerien erzielte ihre Kultur gute Resultate (2400–3000 kg Samen vom Hektar). Aus Westafrika, von Senegambien bis zum Congo, werden jährlich 80 Mill. kg Samen ausgeführt; Madras lieferte in einem Jahr 425,000 kg Öl. Die afrikanischen Völker genießen die Erdnuß frisch und zu Brei gekocht, in Spanien röstet man sie, auch die Preßkuchen werden noch als Nahrungsmittel für Menschen und Tiere verwertet. In Europa preßt man die Samen, besonders in England, Frankreich und Hamburg. Das kalt gepreßte Öl (Katjangöl) ist farblos, schmeckt angenehm mild, ist dünnflüssiger als Olivenöl, vom spez. Gew. 0,918 bei 15°, trübt sich bei +3°, erstarrt bei −3°, trocknet nicht und hält sich ziemlich lange. Man benutzt es in südlichen Ländern ganz wie Sesamöl und stellt es dem besten Olivenöl gleich; bei uns ist es weniger empfehlenswert, weil es bei niederer Temperatur zu bald dickflüssig wird; es dient aber im südlichen Frankreich in großer Menge zur Verfälschung des Olivenöls. Die Preßkuchen geben ein weißes Mehl, welches sehr reich an Stärkemehl ist; sie enthalten 29,25 Proz. Proteinkörper, 26,67 stickstofffreie Nährstoffe, 11,18 Fett, 21,11 Holzfaser, 5,01 Asche, 7,78 Proz. Wasser und eignen sich trefflich als Viehfutter.