Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Apraxin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 702703
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Apraxin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 702–703. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Apraxin (Version vom 14.03.2024)

[702] Apraxin, 1) Feodor, Graf von, einer der einflußreichsten und bedeutendsten Männer in der Umgebung Peters d. Gr., geb. 1661 aus einem Adelsgeschlecht tatarischen Ursprungs, ward, von Peter [703] zum Generaladmiral ernannt, der eigentliche Schöpfer der russischen Marine. Im schwedischen Krieg schlug er den schwedischen General Lübeker in Ingermanland, eroberte 1710 Wiborg in Karelien und befehligte während des von Karl XII. angefachten Türkenkriegs auf dem Schwarzen Meer. Dann leitete er 1713 bei dem Angriff auf Finnland mit Glück und Erfolg die Unternehmungen von der Seeseite her und nötigte Schweden zum Abschluß des Friedens von Nystad, durch welchen Rußland zum festen Besitz der Ostseeprovinzen gelangte. Nachdem er noch den Zaren auf dessen Feldzug gegen die Völker am Kaspischen Meer und gegen Persien begleitet hatte, starb er 10. Nov. 1728. Zweimal (1715 und 1718) in Untersuchungen wegen Veruntreuungen, die von höhern Beamten verübt worden, verwickelt und schuldig befunden, war er vom Zaren gegen ein ansehnliches Lösegeld begnadigt worden. Obgleich ein Gegner von Peters Reformbestrebungen und diesem als solcher bekannt, war er doch einer der vertrautesten Ratgeber desselben.

2) Stephan Feodorowitsch, Graf von, Verwandter des vorigen, geb. 1702, focht unter Münnich gegen die Türken, stieg rasch zum General empor und war einer der eifrigsten Gegner der preußischen Partei sowie des Grafen Lestocq am russischen Hof. Im J. 1757 erhielt er als Feldmarschall den Oberbefehl über das in Preußen einfallende Heer, mit dem er 30. Aug. bei Großjägersdorf siegte. Trotz dieses Siegs ging er auf die Nachricht von einer schweren Erkrankung der Kaiserin nach Rußland zurück, um im Fall ihres Todes im Sinn und Geiste des Thronerben Peter (III.) gehandelt zu haben, welcher die Interessen Friedrichs II. vertrat. Da Elisabeth aber wieder genas, so wurde Bestuschew verurteilt und verbannt, A. aber unter der Anklage, von Friedrich II. bestochen zu sein, vor ein Kriegsgericht gestellt, vor dessen Entscheidung er im August 1758 im Gefängnis starb. Sein Leben beschrieb Bantysch-Kamenskij in den „Biographien der russischen Feldmarschälle“ (Petersb. 1840–41, 4 Bde.).