Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aphonīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 677
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Aphonīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 677. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aphon%C4%ABe (Version vom 15.09.2022)

[677] Aphonīe (griech.), Stimmlosigkeit, Tonlosigkeit, nicht zu verwechseln mit Alalie, Sprachlosigkeit, welch letztere gleichbedeutend mit Stummheit ist. A. ist vielmehr nur der höchste Grad der Heiserkeit; sie erlaubt dem Kranken trotz vollkommener Tonlosigkeit der Stimme doch noch, zu lispeln und sich so seiner Umgebung sprachlich verständlich zu machen. Die nächste Ursache der A. liegt darin, daß die Stimmbänder des Kehlkopfs bei dem Versuch, zu sprechen oder zu singen, nicht in die hierzu erforderliche schnelle periodische Schwingung versetzt werden. Die Ursachen dieses Nichtschwingens sind aber sehr verschieden. Bald sind es vorübergehende entzündliche Anschwellungen der Stimmbänder, bald Geschwüre oder Neubildungen, bald Lähmungen, z. B. bei Hysterischen und Epilepsie. Die A. tritt bald plötzlich, bald allmählich, zuweilen periodisch auf und geht entweder vorüber, oder bleibt für immer bestehen, was von den Ursachen der A. abhängig ist. Die Behandlung richtet sich ganz nach den Ursachen, letztere aber können häufig nur nach genauer Untersuchung des Stimmorgans mit dem Kehlkopfspiegel festgestellt werden. Die A. bei Katarrhen und Entzündungen des Kehlkopfs sowie nach Überanstrengung des Stimmorgans wird gebessert durch Schonung und Ruhe des letztern, durch warme Einwickelungen des Halses oder durch sogen. Prießnitzsche Umschläge, Abhärtung des Körpers durch kalte Waschungen, Verwahrung gegen rauhe und mit schädlichen Stoffen geschwängerte Luft, Tragen eines Respirators, Aufenthalt in gleichmäßig warmer, feuchter und reiner Luft, Vertauschung eines kältern mit einem wärmern Klima.