Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Antilopen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 638640
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Antilopen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 638–640. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Antilopen (Version vom 20.08.2021)

[638] Antilopen (Antilopīna Baird, hierzu Tafel „Antilopen“), Unterfamilie der Horntiere (Cavicornia), aus der Ordnung der Huftiere und der Unterordnung der Paarzeher (Artiodactyla). Die ungemein artenreiche Gruppe umfaßt sehr verschiedenartig gebaute Tiere, welche sich zwar im allgemeinen durch schlanke, hirschähnliche Gestalt auszeichnen, in einzelnen Gliedern aber den Rindern oder Pferden nahetreten. Charakteristisch sind die drehrunden oder konischen, geraden oder verschieden, oft sehr merkwürdig gekrümmten, glatten oder mit Querwülsten versehenen, runzeligen, meistens beiden Geschlechtern eignen Hörner. Das oft auffallend gezeichnete Haarkleid ist fast immer eng anliegend, doch zeigt sich häufig am Hals eine kleine Mähne und um den Mund herum ein Bart. Der gewöhnlich kurze Schwanz wird bisweilen dem des Rindes oder Hirsches ähnlich. Thränengruben und Klauendrüsen, Leistendrüsen und Afterklauen treten sehr ungleichmäßig auf. Die Weibchen werfen ein, selten zwei Junge und tragen sie in etwa 6 Monaten aus. Das Kalb ist nach 14–18 Monaten erwachsen. Die Größe der A. schwankt von der eines Pferdes bis zu der eines Hasen. Sie leben meist in größern Herden in baumlosen Steppen, einige auch im Hochgebirge, gehen ihrer Nahrung ebensowohl zur Tages- wie zur Nachtzeit nach und sind in beständiger Bewegung, die bei manchen Arten nicht nur sehr schnell, sondern auch höchst gewandt und anmutig ist. Überhaupt sind die A. sehr hochstehende Tiere, ausgezeichnet durch geistige wie leibliche Vorzüge. Ihre Ausdauer im Lauf ist nicht geringer als ihre Schnelligkeit, ihre Sinne sind scharf, ihre stets rege Wachsamkeit läßt sie den stärkern Raubtieren seltener zur Beute werden, als man bei ihrem oft sehr zahlreichen Auftreten vermuten möchte. Hinsichtlich ihrer Nahrung sind sie wenig wählerisch und höchst genügsam, vorzüglich fressen sie Gräser und Kräuter, Blätter, Knospen und junge Triebe und können dabei anhaltend dürsten. Fühlen sie sich vor Verfolgung sicher, so zeigen sie ein sehr heiteres, munteres, selbst neckisches Wesen. Ihre Stimme, welche blökend, stöhnend oder pfeifend ist, lassen sie selten, gewöhnlich nur zur Brunftzeit hören, wo es dann zwischen den Böcken zu heftigen Kämpfen um die Ziegen kommt. Manche Arten lassen sich leicht zähmen und werden zu förmlichen Haustieren, wie denn auch die alten Ägypter gewisse Arten als Haustiere züchteten. Durch ihr schmackhaftes Fleisch, ihre Haut, welche Kleidungsstücke, Säcke, Leder und Riemenwerk liefert, und ihre Hörner, woraus allerlei kleinere Utensilien verfertigt werden, bringen sie weit größern Nutzen, als sie auf Saatfeldern Schaden anrichten. Die Gazelle ist seit uralter Zeit das selbst auf den Menschen angewandte Bild der Anmut und Grazie, und die Hörner der Mendesantilope dienten bei den alten Ägyptern als würdige Attribute der Götter und Helden. Die A. gehören bis auf zwei Arten nur der Alten Welt an; ungemein reich an Arten ist Afrika, die nächstgrößte Zahl beherbergt Asien, in Europa kommen nur die Saiga-Antilope und die Gemse vor. Man sieht viele Arten in den zoologischen Gärten, wo sie durch ihre Schönheit die Aufmerksamkeit fesseln. Zu den A. gehört auch das „Einhorn“, aber welche Form speziell der Annahme einer einhörnigen Art und damit auch dem ganzen Sagenschatz vom Einhorn zu Grunde liegt, ist noch nicht entschieden. In brasilischen Höhlen sind fossile Reste von A. gefunden worden, während Südamerika jetzt keine hierher gehörige Form besitzt.

Die Hirschziegenantilope (Sassi, Cervicăpra bezoartica Pall.), fast 1,25 m lang, mit 15 cm langem Schwanz, 80 cm hoch, unserm Damhirsch ähnlich gebaut, nur noch schlanker und zierlicher, mit 40 cm langen, fast geraden, aufrechten, rückwärts gerichteten, geringelten und schraubenförmig gedrehten Hörnern nur beim Männchen, großen, langen Ohren, kurzem, buschig behaartem Schwanz, großen Thränengruben und Klauendrüsen. Das Männchen ist auf der Oberseite und an der Außenseite der Gliedmaßen dunkel braungrau und fahlgrau, das Weibchen dunkel isabellbraun, beide auf der Unterseite und der Innenseite der Gliedmaßen scharf abgesetzt weiß. Das Tier bewohnt Vorderindien, namentlich Bengalen, und lebt in Herden von 50–60 Stück. Es ist dem Mond geheiligt, nimmt im Tierkreis die Stelle des Steinbocks ein und wird in zahllosen Gedichten wegen seiner Schönheit gepriesen. Man hält es in Parken; die Hindu pflegen es

[Ξ]

Antilopen.
1. Tora (Bubalis bubalis). – 2. Buntbock (Bubalis pygarga). – 3. Bläßbock (Bubalis albifrons). – 4. Senegalantilope (Bubalis senegalensis). 1/20.

[639] mit großer Sorgfalt; nur die Brahmanen dürfen sein Fleisch essen. Die indischen Fürsten beizen sie mit Falken oder jagen sie mit dem Jagdleoparden. Die Thränengruben bilden eine willkürlich zu öffnende Tasche und sondern in der Erregung einen stark riechenden Stoff ab, welcher, an Bäume oder Steine gerieben, wahrscheinlich das andre Geschlecht anlockt. Bezoarkugeln aus dem Magen dieser Antilope gelten als sehr heilkräftig. Die Steppen- oder Saiga-Antilope (Antilope Saïga Wagn.), 1,2 m lang, 80 cm hoch, sehr plump gebaut, mit 11 cm langem Schwanz, verlängerter, sehr beweglicher Nase, 30 cm langen, leierförmigen Hörnern beim Männchen, kurzen, breiten Ohren und Thränengruben, am Kopf und Hals aschgrau, am Bauch weiß, sonst schmutzig weiß oder gelbgrau, auf dem Rücken dunkelbraun, lebt gesellig in den Steppen Osteuropas von der polnischen Grenze bis zum Altai und wird von den Nomaden zum Teil mit Hilfe des Steinadlers eifrig gejagt. In der Gefangenschaft geht sie meist durch ihre Schreckhaftigkeit und Ungeschicklichkeit zu Grunde. Der Pala (Aepyceros melampus Pall.), 1,70 m lang, mit 30 cm langem Schwanz, 95 cm hoch, mit über 50 cm langem, winkelig leierförmigem Gehörn beim Männchen, langen Ohren, ist oberseits hell rostbraun, unterseits weiß, mit braunschwarzer Bogenlinie auf den Keulen, bewohnt lichte Gehölze in Mittel- und Südafrika.

Die Gazellen (Gazella Blainv.) sind zierliche, anmutig bewegliche Tiere mit geringelten, leierförmigen Hörnern bei beiden Geschlechtern, langen, spitzen Ohren, Thränengruben, Afterklauen und kurzem Schwanz. Die Gazelle (G. dorcas Licht.), 1,1 m lang, mit 20 cm langem Schwanz, 60 cm hoch, zarter und schlanker gebaut und schöner gezeichnet als unser Reh, mit großen, feurigen Augen, äußerst feinen, zierlich behuften Beinen, mittellangen Ohren und kleinem, leierförmigem Gehörn, ist sandfarbig gelb, auf dem Rücken und an den Läufen dunkel rotbraun, mit einem längs der Leibesseite verlaufenden noch dunklern Streifen, unterseits blendend weiß, mit gelblichweißem Nasenrücken und Augenring und schwarzer Schwanzspitze, lebt in Nordostafrika, in den Niederungen der Wüste, am häufigsten in dem zwischen dem Roten Meer und dem Nil gelegenen Strich, ist hochbegabt, harmlos und etwas furchtsam, das Weibchen setzt nach fünf- bis sechsmonatlicher Tragzeit ein einziges Kalb. Sie wird leidenschaftlich gejagt, auch mit dem Falken gebeizt, aber auch sehr häufig gezähmt in den Häusern gehalten. Zur Zeit der 4. bis 6. Dynastie wurde sie im alten Ägypten als Haustier gezüchtet und in Herden gehalten. Die Gazelle ist das bevorzugte Tier der morgenländischen Dichter, dessen Schönheit und Anmut sie besingen, und mit welcher sie die Geliebte rühmend vergleichen. Im alten Ägypten war sie der Isis geheiligt. Sie ist das Reh der Bibel. Sie hält sich gut in der Gefangenschaft und pflanzt sich auch fort. Der Springbock (Zug- oder Prunkbock, Antidorcas euchŏre Forster), 1,3 m lang, 85 cm hoch, mit 20 cm langem Schwanz, kleinen, undeutlichen Thränengruben, beweglicher Hautfalte auf dem Rücken, leierförmig gekrümmten, schwarzen, geringelten Hörnern bei beiden Geschlechtern und langen, spitzen Ohren, ist lebhaft zimtbraun, unten und an den Spiegeln weiß, mit weißem Streifen über den Rücken, lebt in ungeheurer Zahl in Südafrika, flieht gehetzt in außerordentlichen Sprüngen und läßt sich, jung eingefangen, leicht zähmen. Der Riedbock (Eleotragus arundinacĕus Gray), 1,5 m lang, gegen 95 cm hoch, ist etwas schlanker gebaut als unser Reh, mit ziemlich langem Schwanz, 30 cm langen, am Grund geringelten, vorwärts gebogenen Hörnern nur beim Männchen, unvollkommenen Thränengruben und großen, langen, schmalen, zugespitzten Ohren, rot graubraun, unten weiß, lebt paarweise, aber ziemlich häufig in sumpfigen Gegenden Süd- und Mittelafrikas. Der Ducker (Cephalophus mergens Wagn.), 1,1 m lang, 55 cm hoch, mit 20 cm langem Schwanz, 9 cm langen, dünnen, kurzen, geraden Hörnern, welche zwischen den Haaren eines Schopfes fast verschwinden, viel längern Ohren, ohne Thränengrube, auf der Oberseite grau olivenfarbig, auch dunkel gelbbraun, am Rücken und an den Keulen schwarz punktiert, lebt in den Buschdickichten der Küste Südafrikas, entflieht mit weiten Sprüngen und im Gebüsch geduckt, so daß er den Verfolgern leicht aus den Augen kommt, gibt feines Wildbret. Windspielantilope (Beni Israel, Neotragus Hemprichii Wagn.), ein kleines, zierlich gebautes Tier mit sehr kleinen, dünnen, pfriemenartigen Hörnern beim Männchen und kurzem Schwanz, ist fuchsig, auf dem Rücken rotbraun, an den Vorderschenkeln gefleckt, unterseits weiß, lebt paarweise in den Buschwäldern Abessiniens. Der Klippspringer (Sassa, Oreotrăgus saltatrix Sund.), etwas über 95 cm lang und 60 cm hoch, mit langen, breiten Ohren, kurzen, geraden, schwarzen Hörnern beim Männchen und Thränengruben, ist der Gemse ähnlich gebaut, olivengelb, schwarz gesprenkelt, unten blässer, an der Kehle und Innenseite der Beine weiß, lebt paarweise in den Gebirgen von Abessinien und am Kap und ist durch ungemein große Beweglichkeit auszeichnet. Man jagt ihn des Fleisches und am Kap auch des Felles halber. Der Goral (Nemorhoedus Goral Wagn.), 1 m lang, 70 cm hoch, mit 20 cm langem Schwanz, 10 cm langen Hörnern, langen, schmalen Ohren, ist ziegenähnlich gebaut, grau- oder rötlichbraun, schwarz und rötlich gesprenkelt, an Kinn und Kehle weiß, auf dem Rücken schwarz, lebt in starken Rudeln im untern und mittlern Gürtel des westlichen Himalaja und gilt für das schnellste aller Geschöpfe des Landes. Über die hier sich anschließende Gemse s. d.

Der Kudu (Agaseen, Strepsicĕros capensis Gray), 2,5 m lang, 1,7 m hoch, mit 50 cm langem Schwanz, sehr langen, schraubenförmig gewundenen, zusammengedrückten und gekielten Hörnern beim Männchen, ohne Thränengruben, ist unserm Hirsch ähnlich gebaut, gemähnt, rötlich braungrau, mit scharf gezeichneten weißen Streifen, die vom Rücken nach unten verlaufen. Der Kudu bewohnt in kleinen Trupps die Wälder vom Oranjefluß bis nach Nordabessinien und gleicht in seiner Lebensweise unserm Hochwild. Überall, wo er vorkommt, wird er eifrig gejagt, denn sein Wildbret ist ausgezeichnet, und ebenso hoch sind die Hörner und das Fell geschätzt. Die Hörner kennt man seit langer Zeit, aber die Kunde von dem lebenden Tier datiert erst vom Ende des vorigen Jahrhunderts. Die Schimmelantilope (Blaubock, Hippotrăgus equinus Sund.), 2,2 m lang, mit 75 cm langem Schwanz, 1,6 m hoch, mit starker Nackenmähne, 65 cm langen, nach rückwärts und auswärts gebogenen Hörnern und langen Ohren, ist rostfarbig weißlich, am Vorderkopf schwärzlich, unterseits weiß, lebt in kleinen Trupps in den Berggegenden Innerafrikas. Der Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus Sund.) ist ein hirschähnliches, schwer gebautes Tier, 1,5 m lang, 1,3 m hoch, mit 50 cm langem Schwanz, 80 cm langen, starken, in sanften Bogen erst rück- und auswärts, dann auf- und vorwärts gebogenen [640] Hörnern beim Männchen, ohne Thränengruben, ist rotbraun, mit schmalen weißen Streifen an den Halsseiten, an der Kehle und am hintern Teil der Schenkel, lebt in kleinen Herden in Süd- und Mittelafrika und sucht bei der Verfolgung stets das Wasser zu erreichen. Nur das Fleisch der Kälber ist genießbar. Die Steppenkuh (Spießbock, Säbelantilope, Algazelle, Oryx leucŏryx Rüpp.), 2 m lang und 1,25 m hoch, mit 1,1 m langen, fast geraden Hörnern bei beiden Geschlechtern, kurzen, breiten Ohren, ohne Thränengruben, ist ziemlich gleichmäßig gelblichweiß, mit braunen Flecken am Kopf, lebt paarweise oder in kleinen Trupps in den dürrsten Strichen Nord- und Mittelafrikas und wurde in Ägypten zur Zeit der 4. bis 12. Dynastie als Haustier gezüchtet. In Abessinien wird sie durch die Beisa (O. Beīsa Rüpp.) vertreten, welche sich auf den alten Denkmälern Ägyptens und Nubiens häufig abgebildet findet und ehemals Gegenstand vieler Fabeleien war. Oryxantilopen wurden im alten Ägypten gezähmt gehalten und zur Opferung benutzt. Auch scheinen sie von Israeliten, Persern u. a. nach Asien gebracht und dort gezüchtet worden zu sein. Auch hat man auf sie die Sage vom Einhorn zurückgeführt. Größer und plumper als die vorigen ist der Passan (kapische Oryx, O. Gazella Sund.), mit ganz geraden Hörnern, am Kap. Man benutzt Fleisch und Fell der Oryxantilopen wie gewöhnlich, die Hörner aber als Lanzenspitzen, die des Passan als Spazierstöcke. Die Steppenkuh pflanzt sich in der Gefangenschaft leicht fort. Nahe verwandt sind die Mendesantilopen (Addax Raf.), mit langen, schrauben- oder leierförmig gewundenen Hörnern. Die nubische Mendesantilope (A. nasomaculatus Gray), ziemlich plump gebaut, gelblichweiß, mit braunem Kopf und Hals, brauner Mähne und ziemlich langem Schwanz, lebt in Herden im dürrsten Ostafrika und findet sich gleichfalls auf ägyptischen Denkmälern häufig dargestellt. Die Mendeshörner der Götterbilder, der Priester und Könige Ägyptens sind dem Gehörn dieser Antilope nachgebildet. Sie wurde auch als Haustier gezüchtet. Plinius erwähnt sie unter den Namen Strepsicĕros und Addax, letzterer wahrscheinlich der uralte Landesname. Man hält das Tier besonders der schönen Augen halber vielfach in der Gefangenschaft. Die Elenantilope (Boselaphus Canna Gray), 3 m lang und 2 m hoch, mit 70 cm langem Schwanz, vom Habitus des Rindes, mit lang herabhängender Wamme, ziemlich geraden, kantigen, schraubenförmig gewundenen Hörnern, ist hellbraun oder gelblichgrau, an den Seiten heller, lebt gesellig in Süd- und Mittelafrika und zeigt die Gewohnheiten des Rindes. In der Gefangenschaft pflanzt sie sich ohne Schwierigkeit fort, und man hat daher vielfach günstige Versuche angestellt, sie als Haustier in Europa einzubürgern. Ihr schmackhaftes Fleisch bildet geräuchert einen Handelsartikel, auch das Leder ist vortrefflich. Der Nylgau (Portax pictus Wagn.), 2 m lang und 1,4 m hoch, dunkel braungrau mit einem Anflug ins Bläuliche, gemähnt und mit einem langen Haarbüschel an der Kehle versehen, bildet gleichsam ein Mittelglied zwischen Hirsch und Rind, hat große, lange Ohren, kleine Thränengruben, aufrecht stehende, kegelförmige, sanft halbmondförmige Hörner bei beiden Geschlechtern und einen langen Schwanz, lebt paarweise in Ostindien und Kaschmir. In der Gefangenschaft pflanzt er sich sehr leicht fort, und in Italien hat man mit Erfolg den Versuch gemacht, dort gezüchtete Tiere im freien Wald auszusetzen. Sie überstanden den Winter sehr gut und ästen sich besonders von Robinienblättern, Eichen- und Haselnußblättern, fraßen auch Kohl und Salat. Sein Fleisch ist schmackhaft und die Haut wertvoll.

Die Kuhantilopen (Bubalis Licht., s. Tafel „Antilopen“) sind große, kräftige, fast plump gebaute Tiere mit hohem Widerrist und abschüssigem Rücken, ungestaltem, breitschnauzigem Kopf, kurzem Hals und doppelt gebogenen Hörnern bei beiden Geschlechtern. Hierher gehört der Buntbock (B. pygarga Sund.), 1,5 m hoch, 2 m lang, purpurbraun, an Vorder- und Oberseite des Kopfes, Ohren, Hinterbacken, Unterseite, Innenseite der Läufe und an den Läufen vom Unterschenkel abwärts weiß, ein Längsstreifen auf den Weichen und zwei Flecke an den vordern Unterschenkeln sind schwarz. Sehr ähnlich, nur kleiner und kurzhörniger ist der Bläßbock (B. albifrons Sund.). Zu diesen beiden südafrikanischen Arten gesellt sich im Innern Afrikas und im Westen die gleichgroße Senegalantilope (B. senegalensis Gray), mit kurzen, knotigen, wenig gebogenen Hörnern, erdgrauer Färbung und dunkelgrauen Flecken am Auge, auf Ober- und Unterschenkel. Die licht rotbraune Steppenkuhantilope (Tora, B. bubalis Pall.), von Hirschgröße, mit starken Hörnern, die in den untern zwei Dritteilen mit schraubenförmigen Wülsten versehen sind, bewohnt das nördlichere Gebiet und war schon den Alten unter dem Namen Bubalus bekannt. Das Haartebeest (Hirschkuhantilope, Kaama, Acronotus Caama Sund.), von der Größe des Hirsches, aber viel plumper gebaut, mit sehr stark verlängertem, häßlichem Kopf, lebhaft zimtbraun, am Vorderkopf dunkelbraun, an der Unterseite, an den Hinterbacken und an der Innenseite des Schenkels weiß, mit schwarzer Schwanzquaste und doppelt gebogenen, 63 cm langen Hörnern, lebt in Rudeln im Herzen Afrikas, auch in Südafrika, wo es aber bereits sehr stark zurückgedrängt ist. Sein gedörrtes Fleisch ist ein wichtiger Handelsartikel, auch Fell und Hörner sind sehr geschätzt. Das Gnu (Wildebeest, Catoblepas Gnu Sund.), ein unschönes Mittelding zwischen Antilope, Rind und Pferd, 2 m lang, 1,2 m hoch, mit 80 cm langem, lang bequastetem Schwanz, platt gedrückten, sehr breiten, seitlich abwärts und mit den Spitzen wieder aufgebogenen Hörnern, einförmig graubraun, mit weißlicher Nackenmähne, dunkel graubrauner Mähne an Brust und Hals, weißlichem Kinnbart und braunen Haarbüscheln auf der Nase und unter den Augen, lebt mit noch zwei nahe verwandten Arten in Südafrika bis zum Äquator, ist sehr scheu, ungeschickt und in seinem Wesen absonderlich, dabei wild, feurig, wegen seiner unglaublichen Schnelligkeit und Ausdauer schwer zu jagen und zeigt bei der Verfolgung viel Ähnlichkeit mit dem Rind. Man benutzt das zarte Fleisch und die Haut wie von den übrigen südafrikanischen Arten.