MKL1888:Antillen
[638] Antillen, die Reihe großer und kleiner Inseln, welche im O. Zentralamerikas einen großen Halbkreis bilden, der sich in einer Länge von 3340 km von 10 bis 23°30′ nördl. Br. und 60 bis 85° westl. L. v. Gr. oder von der Nordostküste Yucatans südöstlich bis an die Mündungen des Orinoko erstreckt und das Karibische Meer fast wie einen Landsee umschließt. Eingeteilt werden diese Inseln in die Großen A., nämlich Cuba, Jamaica, Haïti und Puerto Rico, und in die Kleinen A., welche als „Inseln im Wind“ (Isles sous le vent, Islas barlo viento) von den Jungferninseln bis nach Trinidad und als „Inseln unter dem Wind“ (au vent, sotto viento) von Trinidad längs der Küste Venezuelas westwärts bis Oruba reichen. Nur die Engländer (und mit ihnen wohl auch deutsche Seefahrer) beschränken den Ausdruck „Inseln im Wind“ (Windward Islands) auf die Inseln im N. von Martinique und bezeichnen mit „Inseln unter dem Wind“ (Leeward Islands) die kleinen südlichen Inseln bis Trinidad. Die A. mit den Bahamainseln bilden Westindien (s. d.). Ihren Namen verdanken die A. einer fabelhaften Insel Antiglia, welche seit 1424 auf Seekarten einen Platz gefunden hatte und halbwegs zwischen Lissabon und Japan liegen sollte. Auf Peter Martyrs Vorschlag wurde dieser Name auf die von Kolumbus entdeckten Inseln übertragen. Die Kleinen A. werden auch „Karibische Inseln“ genannt, nach den streitbaren Kariben (s. d.), die sie meist bewohnten. Vgl. Westindien (mit Karte) und die Artikel über die einzelnen Inseln.