MKL1888:Angra Pequena
[581] Angra Pequena (spr. pekēna), Bai an der Südwestküste Afrikas, unter 26°27′ südl. Br. und 15° östl. L. v. Gr., nach welcher das 1883 an den Bremer Kaufmann Lüderitz von dem Namaquahäuptling Joseph Fredericks abgetretene Gebiet benannt wird. Dasselbe erstreckt sich von 26° südl. Br. in einer Länge von 330 km südwärts bis zum Oranjefluß und landeinwärts von der Küste gleichmäßig 150 km und umfaßt so ein Areal von 50,000 qkm (900 QM.). Die Bai ist durch die vorliegenden Inseln gegen die Dünung sehr wirksam geschützt, bietet guten Ankergrund und ist mit Ausnahme der Saldanhabucht der beste Hafen an der Südwestküste Afrikas; doch hat sie kein Trinkwasser, das für die wenigen Bewohner der Lüderitzschen Niederlassung von der Kapstadt zur See herbeigeholt wird. Auch der übrige von Lüderitz erworbene Küstenstrich ist mit Ausnahme weniger, zum Teil ungenießbarer Quellen völlig wasserlos, sandig oder steinig und hat außer nach Regengüssen eine äußerst dürftige Vegetation, ist daher auch ohne größere Tiere. Doch ist das Klima gesund, und der Boden scheint reich an Kupfer und Eisen, auch Spuren von Gold, Silber und Blei wurden gefunden. Ende 1884 entsandte Lüderitz eine Expedition, um sein Gebiet systematisch untersuchen und Bohrungen nach Wasser machen zu lassen. Das Hinterland, das im Besitz der Namaqua geblieben ist, hat eine bessere Bewässerung und eignet sich vortrefflich zur Viehzucht; hier besitzt in Bethanien u. a. O. die Rheinische Mission seit Jahren Stationen. A. wurde 24. April unter deutschen Schutz gestellt und 7. Aug. 1884 durch dorthin entsendete deutsche Kriegsschiffe dieser Schutz für das Gebiet mit seiner vollen Ausdehnung nebst allen Inseln in Kanonenschußweite von der Küste proklamiert, ebenso gleich darauf auch für das afrikanische Küstengebiet zwischen 26° südl. Br. und der Walfischbai und
Angra Pequena-Bai. | Lüderitzland. |
nördlich von dieser bis zum Kap Frio. Zu diesem Zweck wurden, wie in A., im Sandwichhafen u. a. O. die deutsche Kriegsflagge aufgeheißt und Grenzpfähle mit den deutschen Nationalfarben aufgestellt. Die von den Engländern in der Kapkolonie erhobenen Ansprüche fanden keine Beachtung; die Walfischbai nebst anstoßendem kleinen Gebiet verblieb aber in englischem Besitz. Beschreibungen von A. geben die kleinen Schriften von Fabri, Rohlfs, Büttner, Olpp u. a.