Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aneurýsma“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 563
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Aneurýsma. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 563. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aneur%C3%BDsma (Version vom 04.12.2023)

[563] Aneurýsma (griech., Pulsadergeschwulst), sackartige Erweiterung einer Pulsader. Man unterscheidet: 1) Die wahren Aneurysmen (A. verum); diese sind sackförmige Erweiterungen des Arterienrohrs und lassen anfangs, wie dieses, drei Wandschichten unterscheiden; später wächst der Sack weiter, wird mitunter so groß wie ein Kindskopf (Aortenaneurysma) und besteht dann nur aus einer derben fibrösen Hülle. Den Inhalt bilden flüssige und geronnene Blutmassen. 2) Die falschen Aneurysmen (A. spurium) entstehen durch vollständige oder unvollständige Zerreißung der Arterienwand, wobei das austretende Blut sich in der Wand selbst oder in der Umgebung eine Höhle wühlt, die nun, prall mit Blut gefüllt, dem wahren A. sehr ähnlich wird. Liegt ein A. der äußern Untersuchung zugänglich, so stellt es sich als pulsierende Geschwulst dar, die wegen ihres Zusammenhanges mit einer (größern) Arterie sehr gefährliche Blutungen bedingen kann. Die Behandlung der äußern Aneurysmen hat entweder die Verödung des Sackes oder die völlige Entfernung desselben zum Zweck. Zuerst muß die Kompression angewendet werden, und wenn diese nicht zum Ziel führt, unterbindet man die Arterie dicht oberhalb des A. Der Aneurysmasack sinkt dann zusammen und verödet durch Gerinnung des in ihm enthaltenen Bluts. – Als eigentümliche Formen des A. sind noch folgende aufzuführen: Das A. cirsoideum, ein Konvolut stark erweiterter und geschlängelter Arterien, kommt vorzugsweise am Hinterhaupt, in der Schläfen- und Scheitelgegend vor und stellt eine flache pulsierende Geschwulst dar, welche sich durch die Haut so anfühlt, als befänden sich eine Menge von Regenwürmern in derselben. Diese Form des A. entsteht manchmal durch Schlag, Stoß etc. und entwickelt sich besonders bei jugendlichen Individuen. Das A. varicosum ist ein zwischen einer Arterie und einer Vene liegender Aneurysmasack, welcher auch mit der Vene zusammenhängt, so daß das Blut aus der Arterie durch die Geschwulst in die Vene überfließt. Der Varix aneurysmaticus ist eine Geschwulst, welche durch den Übergang des arteriellen Bluts in eine Vene und zwar gewöhnlich durch die Verwundung mit einem spitzen Instrument entsteht, welches die Vene durchbohrt hat und bis in eine nahe dabeiliegende Arterie vorgedrungen ist.