MKL1888:Andrāda e Silva

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Andrāda e Silva“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 550
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Andrāda e Silva. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 550. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Andr%C4%81da_e_Silva (Version vom 01.11.2021)

[550] Andrāda e Silva, José Bonifacio de, brasil. Staatsmann, geb. 13. Juni 1763 zu Santos in der brasilischen Provinz São Paulo, studierte zu Coimbra in Portugal die Rechte und Naturwissenschaften, bildete sich dann auf mehrjährigen Reisen im Ausland, auch unter Werner in Freiberg, zum Bergbeamten aus, erhielt nach seiner Rückkehr den Lehrstuhl der Geognosie zu Coimbra und ward zum Generalintendanten des portugiesischen Bergwesens ernannt. Nachdem er zur Zeit der französischen Invasion in den Reihen der portugiesischen Patrioten gefochten, siedelte er 1819 nach Brasilien über. Hier stellte er sich 1821 an die Spitze der Bewegung in São Paulo, ward Vizepräsident und überreichte 1. Jan. 1822 an der Spitze einer Deputation die von ihm verfaßte Adresse, welche den Prinzen Dom Pedro aufforderte, in Brasilien zu bleiben. Darauf trat er 16. Jan. als Minister des Innern an die Spitze der Verwaltung, geriet aber bei Beratung der neuen Grundverfassung in Kampf mit der republikanischen Partei und reichte infolgedessen mit seinen Kollegen 25. Okt. seine Entlassung ein. Schon 30. Okt. nach einer Manifestation des Volks zu seinen gunsten wieder ins Ministerium berufen, erhielt er 1823 auch in den versammelten Ständen Sitz und Stimme und setzte es hier durch, daß die geheimen Gesellschaften verboten und strenge Maßregeln gegen die republikanischen Parteigänger ergriffen wurden. Von seinen Gegnern genötigt, 17. Juli 1823 abermals zurückzutreten, bekämpfte er in den Kammern das neue Ministerium und protestierte gegen die gewaltsame Auflösung der Generalversammlung 12. Nov. Er wurde deshalb mit seinen Brüdern verhaftet und nach Europa eingeschifft. Während erstere nach Bordeaux gingen und bis zu ihrer spätern Rückkehr daselbst den Wissenschaften lebten, gewann er von neuem das Vertrauen des Kaisers, so daß ihn dieser, als er 7. April 1831 zu gunsten seines Sohns Dom Pedro II. auf den Thron Brasiliens verzichtete, zum Vormund des letztern ernannte. Im J. 1834 infolge eines Volkstumults durch die Regentschaft der Vormundschaft enthoben, zog sich A. ins Privatleben zurück. Er starb 5. April 1838 in Rio de Janeiro. – Sein jüngerer Bruder, Antonio Carlo de A., bekleidete erst ein obrigkeitliches Amt zu Olinda bei Pernambuco, geriet, in die Revolution von 1817 verwickelt, in Haft, ward nach seiner Freilassung 1820 in die Cortes zu Lissabon gewählt und sprach sich hier entschieden für die Unabhängigkeit Brasiliens aus. Nach dem Ausbruch der brasilischen Revolution begab er sich heimlich nach Rio de Janeiro und ward hier in die Konstituierende Versammlung gewählt. Im J. 1840 fungierte er als Finanzminister, während der dritte Bruder, Martim Francisco de A., Minister des Innern war. Letzterer starb 23. Febr. 1844 in Santos. – Die beiden Söhne des letztern, José Bonifacio de A. und Martim Francisco de A., haben sich als Dichter bekannt gemacht, ersterer durch „Rosas e goivos“ (São Paulo 1849), letzterer durch „Lagrimas e sorrisos“ (Rio de Jan. 1847) und ein Drama: „Januario Garcia“ (das. 1849).