Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Anastatĭca“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 535
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Anastatĭca. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 535. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Anastat%C4%ADca (Version vom 06.01.2023)

[535] Anastatĭca L., Gattung aus der Familie der Kruciferen, mit der einzigen Art A. hierochontica L., Rose von Jericho genannt, obwohl sie weder eine Rose ist, noch bei Jericho wächst. Es ist ein einjähriges, niedriges Gewächs mit zahlreichen sich nach allen Seiten auf dem Boden ausbreitenden Stengeln, kleinen, spatelförmig-rautigen Blättern, von denen die untern ganzrandig, die obern scharf gezähnelt sind, endständigen Blütentrauben mit kleinen, rötlichen Blüten und bauchigen, zweisamigen Schötchen. Die Pflanze wächst in Ägypten, Arabien und Syrien und rollt sich beim Absterben zu einem bräunlichen Knäuel auf, welches sich, in Wasser geworfen, wieder entfaltet. Wegen dieser Eigenschaft war die Pflanze Gegenstand vieler Fabeleien: Pilger erzählten, sie blühe in der Christnacht von selbst wieder auf, niemals aber in einem Haus, welches einen Calvinisten beherberge; auch sollte sie das Haus, in welchem sie aufbewahrt wurde, vor Blitzschlag schützen. Ebenso spielte das Gewächs in der mittelalterlichen Heilkunde sowie in der Traumdeutekunst und Kartenschlägerei eine wichtige Rolle. Namentlich suchte man aus ihr zu erkennen, ob eine ersehnte Familienvermehrung eintreten werde. In Poschiavo legt man die Weihnachtsrose noch jetzt in der heiligen Weihnacht unter Feierlichkeiten ins Wasser, wartet ihr Aufblühen ab und stimmt dann ein Jubellied an. Auch betrachtete man sie als Bild der Auferstehung. Vgl. Asteriscus.