Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ampère“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 499500
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Ampère. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 499–500. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Amp%C3%A8re (Version vom 06.01.2023)

[499] Ampère (spr. angpähr), 1) André Marie, Physiker und Mathematiker, geb. 22. Jan. 1775 zu Lyon, wurde durch Rousseau aus der Apathie, in welche er nach der Guillotinierung seines Vaters 1793 verfallen war, gerissen, widmete sich, angeregt durch Lavoisiers Schriften, der Chemie und Physik, ward 1801 als Professor der Physik und Chemie nach Bourg berufen, ging von dort nach Lyon und 1805 als Repetent an die polytechnische Schule zu Paris. Im J. 1809 ward er zum Professor der Analysis und Mechanik ernannt, 1824 als Professor der Physik an das Collège de France versetzt und starb 10. Juni 1836 in Marseille. Seine physikalischen Untersuchungen hatten hauptsächlich den Magnetismus und die Elektrizität zum Gegenstand. Er untersuchte die Wechselwirkung zwischen zwei Strömen und wurde so der Entdecker der elektrodynamischen Erscheinungen. Diese Untersuchung und die Entwickelung des Fundamentalgesetzes derselben, welche in „La théorie des phénomènes électrodynamiques“ (Par. 1830) dargelegt sind, bieten ein Muster experimenteller und theoretischer Untersuchung. Eine Frucht dieser Arbeit war Ampères „Theorie des Magnetismus“, welche die Verbindung zwischen Magnetismus und Elektrizität herstellte, indem sie die magnetischen Kräfte auf elektrische zurückführte („Recueil d’observations électrodynamiques“, Par. 1822). Er arbeitete auch über die Doppelbrechung des Lichts in den Kristallen und zählt zu denen, welche schon in den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts die Wärmeerscheinungen auf Bewegung der Moleküle der Körper zurückzuführen versuchten. Er schrieb noch: „Essai sur la philosophie des sciences“ (1834–43, 2 Bde.; 2. Aufl. 1857). Vgl. „Journal et correspondance de A. M. A. 1793–1805“ (7. Aufl., Par. 1877); „André Marie A. et Jean Jacques A.; correspondance et souvenirs 1805–64“ (das. 1875, 2 Bde.); Barthélemy Saint-Hilaire, Philosophie des deux Ampères (das. 1866).

2) Jean Jacques, franz. Litterarhistoriker, Sohn des vorigen, geb. 12. Aug. 1800 zu Lyon, faßte lebhafte Neigung zum Studium der fremden Litteraturen. In den Salons der Mad. Récamier kam er mit dem jungen Frankreich in Berührung und ward [500] Mitarbeiter am „Globe“. Als die Julirevolution ausbrach, war er Professor der Litteratur am Athenäum in Marseille, ging dann in gleicher Eigenschaft nach Paris an die Sorbonne und 1833 an das Collège de France an Andrieux’ Stelle und ward 1847 Mitglied der Akademie. Er starb 27. März 1864 in Paris. Sein Wissensdrang hatte ihn nach Skandinavien, Deutschland, Italien, Ägypten, Nubien und Nordamerika geführt; überall wußte er mit scharfem Blick das Charakteristische aufzufinden, und seine Werke legen Zeugnis ab von seiner feinen Beobachtungsgabe und seinen umfassenden Kenntnissen in der Litteratur fremder Länder. Seine Hauptschriften sind: „Littérature et voyages“ (1833; neue Aufl. 1850, 2 Bde.), eine Sammlung von kritischen Aufsätzen und Journalartikeln, in denen A. sich auch als Archäolog und Philosoph, ja selbst als Dichter zeigt; „Histoire littéraire de la France avant le XII. siècle“ (1840, 3 Bde.; 3. Aufl. 1870); „Histoire de la littérature française au moyen-âge, comparée aux littératures étrangères“ (1841); „Histoire de la formation de la langue française“ (1841; 3. Aufl., hrsg. von P. Meyer, 1871); „La Grèce, Rome et Dante“ (1848, 9. Aufl. 1884); „Promenade en Amérique etc.“ (1855, 2 Bde.; neue Aufl. 1874); „L’histoire romaine à Rome“ (1856–64, 4 Bde.; 4. Aufl. 1870); „César, scènes historiques“ (1859); „La science et les lettres en Orient“, mit Vorrede von Barthélemy Saint-Hilaire (1865), u. a.

Ampère, Maßeinheit, s. Elektrische Maßeinheiten.