Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alse“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 409410
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Alse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 409–410. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alse (Version vom 20.08.2021)

[409] Alse (Alose, Alosa Cuv.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Heringe (Clupeoidei), Fische mit seitlich zusammengedrücktem Leib, schneidiger, sägeförmig gezähnelter Bauchkante und sehr feinen, spitzigen, leicht abfallenden Zähnen. Der Maifisch (Mutterhering, A. vulgaris Cuv.), über 60 cm lang, 2,5 kg schwer, auf dem Rücken metallisch glänzend olivengrün, an den Körperseiten schön goldglänzend, mit dunkeln Flecken am obern Winkel der weiten Kiemenspalte und schwärzlich getrübten Flossen, lebt in allen europäischen Meeren in ziemlicher Tiefe, wandert im Mai, je nach der Temperatur auch früher oder später, nahe der Oberfläche des Wassers geräuschvoll dahinziehend, in die Flüsse, um zu laichen, kehrt aber bald zurück, während die Jungen erst im nächsten Jahr auswandern. Die Nahrung besteht aus kleinen Fischen und Krebstieren; der zur Laichzeit in den Flüssen weilende Fisch frißt nicht. Sein Fleisch ist vortrefflich; er wird eingesalzen namentlich nach Spanien, Portugal und Italien gebracht und kommt auch geräuchert im Handel vor. Die Finte (A. Finta Cuv.), 45 cm lang, 1 kg schwer, an der Seite gefleckt und besonders durch die weniger zahlreichen und dicken Fortsätze auf der ausgehöhlten Seite der Kiemenbogen vom vorigen unterschieden, findet sich in denselben Meeren wie der Maifisch, gleicht demselben auch in der Lebensweise, steigt aber erst im Juni in die Flüsse; ihr Fleisch ist übelriechend und nicht wohlschmeckend. Der Shad (A. praestabilis Pet.), dem Maifisch sehr ähnlich, ist an der ganzen Ostküste von Nordamerika verbreitet, steigt bis ins Quellgebiet der Flüsse und wird nur durch Wasserfälle und Wehre aufgehalten. Die Erbauung von letztern hat eine teilweise fast vollständige Verödung der amerikanischen Flüsse herbeigeführt; seit 1867 ist aber der Shad mit so großem Erfolg gezüchtet worden, daß der frühere Reichtum wiederhergestellt werden dürfte. Da der Fisch sich nie weit von der Mündung [410] entfernt und stets wieder in denselben Fluß zurückkehrt, so kommt die künstliche Vermehrung diesem allein zu gute. Bei keinem Fisch hat die künstliche Fischzucht so außerordentliche Erfolge erzielt wie beim Shad. Vgl. Finsch, Der amerikanische Shad („Zirkular des Deutschen Fischereivereins“, Nr. 6, 1875).