Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alp“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Alp“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 393394
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Albtraum
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Alp
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Alp. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 393–394. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alp (Version vom 20.05.2021)

[393] Alp (Alm), Bergweide, s. Alpenwirtschaft.

[394] Alp (Alpdrücken, Drula, Mahr, Incŭbus), ein eigentümlicher beängstigender Traumzustand, der manche Menschen beim Einschlafen oder vor dem Erwachen zu befallen pflegt. Der Träumende hat die Empfindung, als ob eine Last, ein Tier, ein Gespenst etc. auf ihm läge; er empfindet dabei die entsetzlichste Angst, er versucht, sich zu bewegen oder zu schreien, aber er kann nicht. Gelingt es ihm, sich zu ermuntern, so ist der A. verschwunden und der Anfall vorüber; aber beim Erwachen fühlt man sich meist sehr matt, hat heftiges Herzklopfen, ist in Schweiß gebadet und kann sich nur allmählich beruhigen. Das Alpdrücken wird durch die unklare Empfindung einer während des Schlafes eintretenden Atmungsbehinderung hervorgerufen und hat seinen Grund stets in abnormen körperlichen Verhältnissen. Alles, was zu Träumen überhaupt disponiert, kann auch den A. veranlassen, namentlich starke Mahlzeiten vor dem Einschlafen, Ausdehnung der Gedärme mit Luft, wodurch das Zwerchfell nach oben gepreßt wird, enge Kleidungsstücke, Stockung des Bluts in dem Herzen und den Lungengefäßen. Am häufigsten kommt der A. bei Jünglingen vor, besonders bei reizbaren und nervenschwachen; auch bei fetten und wohlgenährten Personen. Bald kommt der Anfall in jeder Nacht, bald wiederholt er sich nur in größern Zwischenräumen. Da der A. keine Krankheit, sondern nur ein durch Störungen in der Brust oder dem Unterleib veranlaßter Traumzustand ist, so kann auch von einer eigentlichen Kur desselben nicht die Rede sein. Wohl aber kann seine Entstehung verhütet werden, indem man beim Einschlafen die Rückenlage vermeidet, vor dem Schlafengehen den Magen nicht anfüllt und, wenn ein krankhafter Zustand in den Organen der Brust oder des Unterleibs die bedingende Ursache ist, sich ärztlichen Rats bedient. Viele Personen sind in diesem Traumzustand fähig, die Beine zu bewegen, und man hat für solche vorgeschlagen, eine Leine mit einer Klingel so anzubringen, daß ein Stoß mit dem Fuß die Klingel tönen macht und den Schläfer erweckt. Der A. war im Mittelalter und ist bei vielen noch jetzt Anlaß und Gegenstand mannigfachen Aberglaubens. Im Mittelalter wurde er unter die schwarzen Berggeister, Zwerge, Nachtelfen gezählt. Man identifizierte ihn später auch mit dem Teufel; „der Teufel hat dich geritten“ ist s. v. w. „dich hat der Mahr geritten“. Wie Frau Holle Gespinst oder Haare verwirrt, selbst verworrene Haare trägt, ein struppiges Haar Hollenzopf heißt, so wickelt der Nachtalp das Haar der Menschen, Mähne und Schweif der Pferde in Knoten, daher: Alpzopf, Drulenzopf, Wichtelzopf (von Wicht, d. h. Zwerg oder A.) und Weichselzopf. In Frankreich bildete sich im 13. und 14. Jahrh. der Glaube an den A. als bösen Geist fast systematisch aus. Man wußte von einem männlichen A. (un incube) und einem weiblichen (une succube), welche auf Verführung der Menschen, besonders der Jünglinge und Jungfrauen, ausgingen, welchen Wahn sogar die Sorbonne (1318) bestätigte. Vgl. Cubasch, Der A. (Berl. 1877).

Alp (besser Alb), Schwäbische oder Rauhe, s. Jura, deutscher.