Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aloīden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 393
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Aloīden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 393. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alo%C4%ABden (Version vom 27.12.2022)

[393] Aloīden (Aloaden), in der griech. Mythe zwei Brüder, Otos und Ephialtes, Söhne des Aloeus, eines Heerführers der Thraker, oder des Poseidon und der Iphimedeia. Anfangs klein, wuchsen sie alle Jahre eine Elle in die Breite und eine Klafter in die Länge, so daß sie in kurzer Zeit zu Riesen und den schönsten Menschen wurden, die man je gesehen. Sie überwältigten im Alter von 9 Jahren nicht nur den Mars und hielten ihn 13 Monate lang in einem ehernen Faß gefangen, sondern unternahmen es im wachsenden Übermut auch, den Ossa auf den Olymp und den Pelion auf den Ossa zu türmen, um den Himmel zu ersteigen und die Götter zu entthronen. Doch Apollon erlegte mit seinen Pfeilen die Frevler, ehe ihnen der Bart keimte. Die Dichter nach Homer lassen die A. miteinander in Streit geraten, im Zweikampf fallen und in der Unterwelt büßen, wie Tityos. War doch nach andern auch ihr Vergehen ein ähnliches, da sie der Hera oder Artemis nachstellten; auch hier ist rascher Tod die unmittelbare Strafe. Übrigens sollen sie am Helikon den Musendienst eingeführt haben. Auf der fruchtbaren Insel Naxos wurden die A. als Heroen verehrt. In den Namen spricht sich eine Beziehung des Mythus auf den Ackerbau aus.