Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Almăgro“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 386387
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Almăgro. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 386–387. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alm%C4%83gro (Version vom 08.02.2023)

[386] Almăgro, Bezirksstadt in der span. Provinz Ciudad Real, in oliven- und rebenreichem Hügelgelände (Campo de Calatrava), an der Eisenbahn von Manzanares nach Ciudad Real, mit (1878) 8628 Einw., welche Spitzen- und Tüllfabrikation betreiben.

Almăgro, Diego de, span. Konquistador, erhielt, als Findling in der Nähe von Almagro 1464 aufgehoben, von dieser Stadt den Namen. Nachdem er zuerst im Heer gedient, ging er, von einem unbesiegbaren Drang nach Abenteuern getrieben, nach Amerika, wo er in Gemeinschaft mit Francisco Pizarro und Fernando de Luque den Plan verfolgte, von Panama aus das westliche Südamerika zu unterwerfen, von dessen Goldreichtum der Entdecker des großen Südmeers, Nuñez de Balboa, die erste dunkle Nachricht gebracht hatte. Die kleine Expedition drang tief in Peru vor und kundschaftete das Land aus. Von der spanischen Regierung mit Vollmachten und einer kleinen Kriegsmacht unterstützt, unternahmen die Verwegenen um 1532 des Landes Eroberung und führten sie glücklich durch. A., „der Marschall“ genannt, erhielt darauf 1535 vom Kaiser Karl V. den südlichen Teil des Landes mit einer Küstenlinie von 200 Seemeilen. Von hier aus unternahm er 1536 einen Zug nach Chile, um dies Land für sich zu erobern, und gelangte unter großen Mühen und Verlusten bis Coquimbo, mußte aber wegen der Schwierigkeit des Marsches im unwegsamen Gebirge und wegen Mangels an Lebensmitteln umkehren. Wegen Cuzcos, dessen Besitz A. beanspruchte, und das er 1537 gewaltsam besetzte, geriet er mit den Pizarros in Streit. A. wurde, nachdem er Pizarros Unterfeldherrn Alonso de Alvarado 12. Juli 1537 geschlagen hatte, 26. April 1538 bei Salinas in der Nähe von Cuzco von Hernando Pizarro besiegt und gefangen nach Cuzco geschleppt. Hier wurde er, ein mehr als 70jähriger Greis, schließlich 8. Juli 1538 im Gefängnis erdrosselt und dann öffentlich enthauptet. A. war wild-leidenschaftlich und habgierig, aber auch offen, leutselig, freigebig und leichtgläubig; seine Soldaten liebten ihn. Sein unehelicher Sohn Diego de A. sammelte einen Haufen der Anhänger seines Vaters, erstürmte Pizarros Palast, rächte seinen Vater durch Ermordung Pizarros (1541) und ließ sich zum Generalkapitän von Peru ausrufen. Bald aber scharten sich Pizarros Anhänger zusammen, und beide Parteien lagen in blutiger Fehde, bis [387] endlich der Oberrichter Vaca de Castro mit der Vollmacht zur Unterdrückung der Parteizwiste und Herstellung der gesetzlichen Ordnung aus Spanien anlangte. Diego wurde zur Unterwerfung aufgefordert und, da er sie verweigerte, von de Castros Truppen in einer blutigen Schlacht bei Chupas 16. Sept. 1542 besiegt und gefangen. Er und 40 seiner Genossen mußten das Blutgerüst besteigen.