Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Algäu“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 340
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Algäu. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 340. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alg%C3%A4u (Version vom 21.04.2023)

[340] Algäu (Algau), der südwestlichste, von der obern Iller durchflossene Teil des bayrischen Regierungsbezirks Schwaben mit den angrenzenden Landstrichen Württembergs und Tirols bis herab nach Kempten und Memmingen, also etwa der alte Albigau, woraus der jetzige Name entstanden ist. Die Mitte des Ländchens nehmen die bayrischen Amtsgerichte Sonthofen und Immenstadt ein. Der A. ist von den Algäuer Alpen, einer nördlich zwischen Rhein und Lech gelagerten Vorgruppe der Tiroler Zentralalpen, erfüllt, die in zwei Armen von S. nach N. ziehen, der westliche mit dem Rindalphorn (1845 m), der östliche mit der Mädeler Gabel (2637 m) und dem Hochvogel (2591 m), während allenthalben vom Hauptstamm Ausläufer abzweigen: nach N. die Gruppe des eisenreichen Grünten (1733 m), nach SW. das Bregenzer Waldgebirge (2393 m), nach O. das Ampergebirge (mit Säuling 2043 m) und das Gebirge von Werdenfels (mit dem Krottenkopf 2097 m) etc. Der Arlberg (1786 m) bildet die Verbindung dieser Nordalpen mit der Zentralkette. Außer der Iller haben hier noch die Flüsse Ill, Bregenzer Aa, Argen, Wertach und Lech ihre Entstehung. Die Wasserscheide zwischen Ill und Inn wird im 1699 m hohen Arlberger Paß von der von Feldkirch nach Landeck führenden Kunststraße durchschnitten; gegenwärtig (1884) ist auch die Arlbergbahn (s. Arlberg) zwischen Innsbruck und Feldkirch vollendet worden. Die Verbindung zwischen den Thälern des Lech und des Inns vermittelt die Lechstraße, welche von Füssen aus die Alpen in den verschanzten Felsendurchgängen des Kniepasses und der Ehrenberger Klause durchschneidet, sich bei Nassereit teilt und auf der einen Seite über Imst hinauf nach Landeck, auf der andern über Telfs und Zirl hinab nach Innsbruck führt. Die Bewohner des Algäus sind ein starker, rüstiger und wohlgebauter Menschenschlag, einfach in Lebensweise und Denkart, aber von aufgewecktem Geist und gastfreundlich. Es herrscht unter ihnen ziemlich allgemein Wohlstand, der sich auch äußerlich in der Volkstracht, besonders der Frauen, kundgibt, und dessen Quellen in der schwunghaft betriebenen Wald- und Feldwirtschaft und der sorgfältigen Wiesenkultur liegen, wie sich denn namentlich das Land durch eine vorzügliche Rindviehrasse auszeichnet. Die 1852 eröffnete Eisenbahn von Kaufbeuren nach Kempten, der Hauptstadt des Algäus, hat den Reiselustigen diesen Landstrich aufgeschlossen, der, besonders in seinem gebirgigen Teil, zu den schönsten Gegenden Deutschlands gehört. Vgl. Waltenberger, Orographie der Algäuer Alpen (2. Aufl., Augsb. 1881); Derselbe, Führer durch A. (4. Aufl., das. 1880); Baumann, Geschichte des Algäus (Kempt. 1881 ff.).