Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Aleuronkörner“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Aleuronkörner“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 13
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Speicherproteine
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Aleuronkörner. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 13. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Aleuronk%C3%B6rner (Version vom 25.02.2024)

[13] Aleuronkörner.[WS 1] Die bisherigen Kenntnisse über diesen wichtigen Inhaltsbestandteil der Pflanzenzellen, insbesondere im Samen, bieten trotz der gründlichen Untersuchungen Pfeffers noch mancherlei Lücken. Vor allem fehlte es an einem Reagens, welches eine bequeme Beobachtung der A. nebst ihren merkwürdigen Einschlüssen ermöglicht, ohne daß die Körner, wie es z. B. in Wasser geschieht, gelöst werden oder tiefergehende chemische Veränderungen erleiden, wie sie z. B. das von Pfeffer vorgeschlagene, in Alkohol gelöste Quecksilberchlorid bewirkt; das Einlegen der die A. enthaltenden Schnitte in ein fettes Öl, wie z. B. Mandelöl, gestattet endlich keinen Einblick in die den Aleuronkörnern eingelagerten Proteinkörper. Lüdtke, der kürzlich ausgedehnte neue Untersuchungen über die A. anstellte, fand in dem absoluten Alkohol das gesuchte Reagens, welches die Körner so weit erhärtet, daß sie gegen Wasser wenigstens für einige Zeit unempfindlich bleiben; außerdem bietet er den Vorteil, das die A. umgebende und die Beobachtung störende fette Öl zu entfernen. Jedes Aleuronkorn besteht aus einer dünnen, zarten Hüllmembran, die sich leicht in verdünnten Alkalien löst, ferner einer in Natriumphosphat löslichen Grundmasse und den Einschlüssen, unter welchen Proteinkristalloide (d. h. Eiweißkörper von kristallähnlichem Aussehen), Globoide (Eiweißkörper von rundlicher Gestalt) und echte Kristalle (aus Kalkoxalat) zu unterscheiden sind. Die Kristalloide lösen sich in Kalkwasser, welches auch für die Grundsubstanz und die Hüllmembran das beste Lösungsmittel bildet; in Natriumphosphat wie auch in Wasser sind die genannten Einschlußkörper unlöslich. Die Globoide (wie auch die Hüllmembran und die Grundmasse) lösen sich dagegen in Natriumphosphat, wodurch eine sehr sichere Unterscheidung der Einschlußgebilde gewonnen ist. Mit Hilfe dieser Reaktionen gelang die Feststellung von vier Haupttypen, in welchen die A. bei den verschiedenen Gruppen des Pflanzenreichs auftreten. Dieselben unterscheiden sich dadurch, daß sie entweder ganz einschlußfrei sind oder nur Globoide oder letztere neben Kristallen oder Kristalloide neben Globoiden (außerdem in seltenen Fällen auch Kristalle) enthalten; je höher organisiert die A. sind, desto mehr entsprechen sie dem letzten Typus, der bei Euphorbiaceen, Koniferen, Palmen, Linaceen, Labiaten, Kukurbitaceen und andern Familien vorkommt. Von besonderer physiologischer Bedeutung ist das Verhalten der A. in quellenden Samen bei Einwirkung von Wasser, in welchem sie, mit Ausnahme ihrer Einschlußgebilde, löslich sind; zumal in den Außenschichten des Samens wird durch Wasser Lösung in der Grundsubstanz der A. bewirkt. Durch wiederholtes Einquellen und Austrocknen wird daher die Keimkraft der Samen beinahe vollständig erschöpft, da die Hauptmasse der Eiweißstoffe in den Aleuronkörnern niedergelegt ist; ihr unverändertes Vorhandensein ist zum Wachstum der Keimpflanze unbedingt erforderlich. Eine normale Auflösung der A. tritt erst während des Wachstums der Keimpflanze ein. Die Entwickelung der A. im reifenden Samen findet nach Pfeffer und Lüdtke nicht in Vakuolen des Plasmas, wie das von andern Beobachtern behauptet worden ist, sondern frei im Zellinhalt statt. Im keimenden Samen (von Rizinus) quellen die A. zunächst auf, dann zeigt sich eine Abnahme der Kristalloide, während die vorher glattumrandeten Globoide einen zackigen Umriß annehmen; die anschwellende Grundsubstanz sprengt darauf die Hüllmembran, die sich schnell auflöst, wodurch die Globoide und Kristalloide frei werden und dann auch in Lösung gehen; dieselbe ist schon in den Keimpflanzen vollendet, ehe sich die Keimblätter entfalten. Diese Auflösungs- und Bildungsvorgänge der A. spielen im Stoffhaushalt der Pflanzen jedenfalls eine sehr bedeutende Rolle, über welche eine nähere Einsicht zur Zeit noch nicht gewonnen ist. Vgl. Lüdtke, Beiträge zur Kenntnis der A. (in Pringsheims „Jahrbüchern für Botanik“, Bd. 21, 1889).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. Aleuron im Hauptteil (Band 1).