Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alembert“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 312
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Alembert. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 312. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alembert (Version vom 25.02.2024)

[312] Alembert (spr. alangbähr), Jean Lerond d’, einer der hervorragendsten Philosophen und Mathematiker des 18. Jahrh., geb. 16. Nov. 1717 zu Paris, ward von seinen unnatürlichen Eltern, der Frau v. Tencin und dem Dichter Destouches, ausgesetzt, von der Frau eines armen Glasers aufgenommen und erzogen, trat, zwölf Jahre alt, in die Pensionsanstalt des Collège Mazarin, wo er die raschesten Fortschritte in den Wissenschaften machte. Anfänglich fesselte ihn das Studium der Theologie; später studierte er die Rechte, wurde sogar Advokat, wendete sich aber bald von der Praxis ab und mit Feuer den philosophischen, besonders den mathematischen und physikalischen, Studien zu. Im J. 1741 als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, schrieb er den „Traité de dynamique“ (Par. 1743; beste Ausg., das. 1759) und den „Traité de l’équilibre et du mouvement des fluides“ (das. 1744). Seine „Réflexions sur la cause générale des vents“ (Par. 1747) trugen ihm nicht nur den von der Berliner Akademie ausgesetzten Preis, sondern auch die Mitgliedschaft derselben ein. An den Untersuchungen, welche Newtons Entdeckungen über die Bewegungen der Himmelskörper ergänzten, nahm er sehr fördernden Anteil. Seine hierher gehörigen zahlreichen Abhandlungen finden sich in den „Opuscules mathématiques“ (Par. 1761–80, 2 Bde.) gesammelt. Von den sogen. exakten wandte sich A. auch zu andern Wissenskreisen. Außer den „Mélanges de littérature, d’histoire et de philosophie“ (Par. 1752, 5 Bde., und 1770, 5 Bde.) gab er die durch Scharfsinn und Klarheit ausgezeichneten „Éléments de philosophie“ (das. 1759) heraus und erregte großes Aufsehen durch seine Abhandlung über die Verderblichkeit der jesuitischen Lehren, die ihm heftige Gegner erwarb. Mit Diderot unternahm er die Herausgabe des großen „Dictionnaire encyclopédique“ (Par. 1751–72, 28 Bde.), zu welchem Werk er die mathematischen Artikel und die Einleitung, eine Einteilung und systematische Übersicht der Wissenschaften nach Bacon, lieferte. Dasselbe übte große litterarische Wirkung aus, verwickelte ihn aber in vielfache Streitigkeiten, die ihn veranlaßten, sich von den mathematischen und physikalischen Forschungen mehr und mehr abzuwenden und vorzugsweise mit rein litterarischen Fragen zu befassen. Hierher gehören die „Essais sur les gens de lettre“, „L’art de traduire“, die „Réflexions sur le style“ u. a., höchst geistreiche Schriften, welchen er vorzüglich seinen stilistischen Ruf sowie seine Aufnahme in die Académie française, deren Sekretär er 1772 ward, verdankt. Als Mensch von biederm, bescheidenem, uneigennützigem und wohlthätigem Sinn hat er besonders durch sein unglückliches Liebesverhältnis zu der geistreichen, aber unbeständigen L’Espinasse Teilnahme eingeflößt. Als „Freidenker“ hat er von seiten der Theologen Verfolgungen erfahren, die zuletzt dahin führten, daß selbst die Akademie ihm seinen Gehalt entzog. Dennoch folgte er weder dem Rufe Friedrichs II., der ihm seine Freundschaft, noch dem der Kaiserin Katharina II. von Rußland, die ihm die Erziehung ihres Sohns Paul antrug. Von dem erstern erhielt er einen Jahresgehalt. Er starb 29. Okt. 1783 am Stein, dessen Operation er sich nicht unterwerfen wollte. Condorcet setzte ihm in seinem „Éloge“ ein schönes Denkmal. Gesammelt sind seine vermischten Schriften herausgegeben als „Œuvres philosophiques, historiques et littéraires“ von Bastien (Par. 1805, 18 Bde.), von Didot (das. 1821, 16 Tle. in 5 Bdn.), von Condorcet („Œuvres. Sa vie, ses œuvres, sa philosophie“, neue Ausg., das. 1852). Eine vollständige Sammlung seiner mathematischen Schriften ist nicht erschienen.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 12
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[12] Alembert, Jean Lerond d’, Philosoph. „Œuvres et correspondances inédites de d’A.“ gab Ch. Henry (Abbeville 1887) heraus. Seine Biographie schrieb J. Bertrand (Par. 1889).