Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alba“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 279280
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Wiktionary: Alba
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Alba. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 279–280. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alba (Version vom 14.04.2021)

[279] Alba (lat.), das bis zu den Füßen reichende, um die Hüften gegürtete Chorhemd von weißer Leinwand, welches als Amtskleid der Geistlichen nach dem Vorbild der jüdischen Priester und als Symbol der Reinheit in der lateinischen Kirche bis in die apostolischen Zeiten hinaufreicht und sich in Form und Schnitt durch das ganze Mittelalter unverändert erhielt (s. Abbildung). Wenn es vorn über dem untern Saume mit einem goldgestickten Besatz versehen war, hieß es A. parata. In der griechischen Kirche wird es durch das seidene, meist farbige Sticharion vertreten. Die anglikanische Kirche hat die A. beibehalten, die lutherische hier und da beim Abendmahl.

Alba.

Weil die Täuflinge in der alten Kirche ebenfalls ein weißes Gewand (Taufhemd oder Wasserhemd) mit Beziehung auf Offenb. Joh. 6, 11 trugen, heißt der alte Taufsonntag (Sonntag nach Ostern) Dominica in albis, der weiße Sonntag. Auch zum Krönungsgewand der deutschen Kaiser gehörte eine seidene A., wie sie noch jetzt unter den Krönungsinsignien in der Schatzkammer der Hofburg zu Wien aufbewahrt wird.

Alba, 1) Kreishauptstadt in der oberital. Provinz Cuneo, rechts am Tanaro und an der Eisenbahn Alessandria-Cavallermaggiore, Sitz eines Bischofs, mit Kathedrale, Gymnasium, Krankenhaus, Wein- und Seidenkultur, Seidenspinnerei, Handel mit Wein, Vieh und Trüffeln und (1881) 8961 Einw. A. ist das alte A. Pompeja, Geburtsort des Kaisers Pertinax. – 2) Uralter Ort in der ital. Provinz Aquila, am Fuß des Velino, in der Nähe des ehemaligen Fuciner Sees, mit kaum 200 Einw., das A. Fucentia der Römer, welches als Aufenthaltsort vornehmer Gefangenen (z. B. des Perseus von Makedonien und des Syphax) geschichtlich bekannt ist. Noch jetzt sieht man die cyklopischen Mauern der alten Stadt, Reste eines alten Tempels etc. Vgl. Promis, Le antichità di A. Fucense (Rom 1836).

Alba, Ferdinand Alvarez de Toledo, Herzog von, span. Feldherr und Staatsmann, geb. 1508, stammte aus einem der vornehmsten Häuser Spaniens. Schon im 16. Jahr trat er ins Heer. In der Schlacht bei Pavia (1525), in Ungarn, in den Kämpfen wider die Türken, auf Karls V. Zügen gegen Tunis und Algier und in der Provence vor Marseille gab er Proben seiner Tapferkeit wie seiner großen Anlagen zum Feldherrn, stieg von Grad zu Grad, ward, kaum 26 Jahre alt, General und mit dem 30. Jahr Oberfeldherr der kaiserlichen Heere. Er erwarb sich bald das unbeschränkte Vertrauen Karls V. In dessen viertem Kriege gegen Frankreich (1542) gewann er neue Lorbeeren durch die geschickte Verteidigung Kataloniens und Navarras. Im J. 1546 befehligte er im Schmalkaldischen Krieg unter Karl V. das kaiserliche Heer, unterwarf die protestantischen Städte Süddeutschlands, züchtigte den Herzog Ulrich von Württemberg und trug zu Karls Sieg bei Mühlberg (1547) das meiste bei. Dem Kriegsgericht, welches den in der Schlacht gefangenen Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen zum Tod verurteilte, präsidierte A. und riet dem Kaiser, das Urteil sofort vollziehen zu lassen. Dagegen gelang es ihm 1552 nicht, den Franzosen Metz wieder zu entreißen. Glücklicher focht er als Oberbefehlshaber und Vizekönig in Italien gegen die vereinigte päpstliche und französische Armee, die er 1555 wiederholt schlug. Nach Karls V. Abdankung (1556) besetzte er, als Philipp II. mit Papst Paul IV. in Streit geriet, den Kirchenstaat, mußte jedoch auf Befehl des Königs mit dem Papst Frieden schließen und ihm alles Eroberte zurückgeben. Als der Bildersturm in den Niederlanden die Ohnmacht der Regentin Margareta bewies, ward A. 1567 zum Generalkapitän der Niederlande mit königlicher Vollmacht [280] ernannt und trat von Italien aus mit 12,000 Mann Kerntruppen den Marsch nach Brüssel an. Er hatte den Auftrag, die Rebellion und Ketzerei mit blutigster Strenge zu unterdrücken und durch Erhebung hoher Steuern den Wohlstand und die Widerstandskraft der Provinzen zu lähmen, und entwickelte in dessen Ausführung die ganze Furchtbarkeit seines Charakters. Zur Bestrafung der Teilnehmer an den Unruhen setzte er einen sogen. Aufruhrrat ein, welcher über allen Gerichten und Gesetzen stand. A. führte anfangs selbst darin den Vorsitz, später that dies in seinem Namen der Spanier Juan de Vargas. Tausende wurden durch jenes Gericht, von dessen Urteil keine Appellation galt, zum Tod verurteilt, unter ihnen als die vornehmsten Häupter des Adels die Grafen Egmont und Hoorn. A. selbst rühmte sich, 18,000 Menschen in den Niederlanden dem Henker überliefert zu haben. Die Befreiungsversuche der Flüchtlinge hatten anfangs keinen Erfolg. A. schlug das Heer Ludwigs von Nassau bei Jemmingen in Friesland und zwang auch den mit einem andern Heerhaufen in Brabant eingedrungenen Wilhelm von Oranien ohne Schlacht zum Rückzug. Nun legte er dem wehrlosen Land unerschwingliche Abgaben auf. Als die härteste derselben wurde der zehnte Pfennig betrachtet, d. h. die Forderung, daß der zehnte Teil von dem Kaufpreis aller beweglichen Güter an den Staat bezahlt werden sollte. Die Strenge, mit der die Durchführung dieser Maßregel versucht wurde, bewog selbst die katholischen Bewohner der südlichen Niederlande, sich dem aufs neue in Empörung begriffenen Norden anzuschließen. Die Spanier mußten sich in die festen Plätze zurückziehen, und bald waren mit Hilfe der Prinzen von Oranien ganz Zeeland und Holland bis auf die Städte Middelburg und Amsterdam von den Spaniern befreit. Wilhelm von Oranien drang mit 20,000 Mann durch Geldern bis nach Löwen in Brabant vor und eroberte die Städte Mecheln, Dendermonde, Audenarde, mußte sich aber vor Mons zurückziehen, worauf ganz Brabant wieder in Albas und die Städte Zütphen, Naarden und Haarlem in die Hände von Albas Sohn Friedrich von Toledo fielen. Indessen wurden die weitern Unternehmungen Albas durch den Geldmangel der spanischen Regierung sehr erschwert, auch schmolz Albas Heer auf dem sumpfigen Boden Hollands durch tägliche kleine Verluste sowie durch Hunger, Kälte und Krankheit immer mehr zusammen; schon fingen die Soldaten an zu murren und den Gehorsam zu verweigern. A. forderte deshalb von Philipp Verstärkungen. Dieser aber rief ihn zurück (1573) und ersetzte ihn durch den mildern Don Luis de Requesens. A. wurde vom König sehr kalt empfangen und mußte längere Zeit den Hof meiden. Im J. 1580 ward er aber beauftragt, Portugal, auf welches Land Philipp II. Erbansprüche erhob, zu erobern. Auch diesen Auftrag führte er in rascher und glänzender Weise aus, machte sich aber auch hier durch seine Gewaltthätigkeiten so verhaßt, daß Philipp sich bald veranlaßt sah, ihn abzuberufen. Kurz darauf, 12. Jan. 1582, starb A. in Thomar. Noch im Alter von 74 Jahren besaß er die Rüstigkeit eines jungen Mannes. Sein Wuchs war groß, seine Haltung stolz, selbst dem König gegenüber, der Ausdruck des Gesichts finster und zurückstoßend, der Ton der Stimme hart; schon sein Äußeres verkündete den Fanatiker. Grausamkeit und Heuchelei, Habgier und Bigotterie waren die Grundzüge seines Charakters.